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Wirtschaft: Energiemarkt: Gaz de France will Einstieg bei "Vierter Kraft"

Der französische Gasversorger Gaz de France hat Interesse, sich an der Bildung des neuen nordostdeutschen Energiekonzerns "Vierte Kraft" zu beteiligen. Gaz-de-France-Generaldirektor Jaques Deyirmendjian sagte am Wochenende in Paris, dass eine Verbindung von Strom- und Gasunternehmen in dem Energieverbund sinnvoll und sein Unternehmen gesprächsbereit sei.

Der französische Gasversorger Gaz de France hat Interesse, sich an der Bildung des neuen nordostdeutschen Energiekonzerns "Vierte Kraft" zu beteiligen. Gaz-de-France-Generaldirektor Jaques Deyirmendjian sagte am Wochenende in Paris, dass eine Verbindung von Strom- und Gasunternehmen in dem Energieverbund sinnvoll und sein Unternehmen gesprächsbereit sei. Deyirmendjian schloss auch eine Beteiligung am Berliner Stromversorger Bewag nicht aus, "wenn ein solcher Schritt zur Bildung des Konzerns beiträgt". Man untersuche alle Möglichkeiten einer Beteiligung an der "Vierten Kraft" im deutschen Strommarkt. Die drei bislang führenden Unternehmen sind Eon, RWE und EnBW.

Der schwedische Stromkonzern Vattenfall will den Verbund aus dem Hamburger Stromversorger HEW und den ostdeutschen Braunkohle-Strom-Unternehmen Veag und Laubag bilden. Eine Beteiligung der Bewag, die gleichberechtigt von HEW und dem US-Unternehmen Mirant geführt wird, war unlängst gescheitert. Nun wird eine Neuordnung des Aktienbesitzes bei der Bewag nicht ausgeschlossen. Beobachter rechnen damit, dass sich entweder HEW (Mehrheitseigentümer Vattenfall) oder Mirant aus dem Berliner Unternehmen zurückziehen. Grund dafür ist der Streit zwischen den Schweden und den Amerikanern, der letztlich nicht nur die Zukunft der Bewag blockieren könnte, sondern auch die "Vierte Kraft". Denn die Bewag besitzt eine Call-Option für eine Veag-Beteiligung.

Deyirmendjian bestätigte, dass Gaz de France bereits "erste Gespräche" zu einer Beteiligung an der "Vierten Kraft" geführt habe. Gaz de France sieht sein Interesse an der "Vierten Kraft" als logischen Schritt bei der Ausweitung seiner Deutschland-Aktivitäten. Seit der Teil-Öffnung des französischen Gasmarktes für den Wettbewerb hat Gaz de France rund 15 Prozent der Großkunden in Frankreich an Konkurrenten verloren; insgesamt beherrscht das Unternehmen aber noch 95 Prozent des Marktes. "Nun müssen wir neue Märkte in Europa erschließen", sagte Deyirmendjian. Deutschland stehe dabei an erster Stelle. Hier besitzen die Franzosen bereits (gemeinsam mit der Bewag) die Berliner Gasag und den ostbrandenburger Versorger EMB.

Ungeachtet einer möglichen Beteiligung an der "Vierten Kraft" wollen die Franzosen in den kommenden Jahren weitere Beteiligungen an deutschen Stadtwerken eingehen. Weitere Ziele des französischen Markführers im Gasgeschäft sind Beteiligungen in Osteuropa. Gemeinsam mit Partnern, unter anderem Ruhrgas, habe man sich an Ausschreibungen in Ungarn, Tschechien und in der Slowakei beteiligt, sagte Deyirmendjian. Bis zum Jahre 2005 will Gaz de France den Anteil auf dem europäischen Gasmarkt von zehn auf 13 Prozent erhöhen. Der Gaz-de-France-Manager sieht für die kommenden Jahre eine umfangreiche Umstrukturierung des europäischen Energiemarktes, an deren Ende nur eine kleine Gruppe von überregionalen Konkurrenten stehen wird. Unter ihnen die deutschen Unternehmen Eon und RWE, Electricité de France und Suez Lyonnais aus Frankreich, Enel aus Italien sowie Endesa aus Spanien. Um die Position der Gaz de France in diesem Prozess nicht zu gefährden, sei eine Privatisierung "dringend nötig".

Deyirmendjian zeigte sich optimistisch, dass die französische Regierung das Unternehmen "so rasch wie möglich" nach den kommenden Wahlen in Frankreich zum Verkauf ausschreiben werde. Europäischen Kritikern der schleppenden Marktöffnung in Frankreich hielt Deyirmendjian entgegen, dass Paris die Marktöffnungs-Verordnungen der EU umgesetzt habe. "Das Netz von Gaz de France ist für jeden Wettbewerber offen", sagte er. Mit Blick auf die deutschen Vorwürfe, Frankreich schotte seinen Markt ab, sagte er, dass die Vielzahl der Anbieter in Deutschland die Durchleitung von Gas durch fremde Netze in der Praxis viel stärker behindere als in Frankreich.

asi

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