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Energiepreis: Was den Ölpreis derzeit nach unten drückt

Der Ölpreis ist am Dienstag zeitweise um zehn Dollar gefallen. Auslöser war Hurrikan "Gustav", der die Ölanlagen im Golf von Mexiko weniger stark als befürchtet in Mitleidenschaft gezogen hat. Aber können die schwindenden Gefahren durch den Tropensturm so einen Preisrutsch erklären?

Berlin - Der Ölpreis ist am Dienstag zeitweise um zehn Dollar gefallen. Auslöser war Hurrikan „Gustav“, der sich doch nicht zur „Mutter aller Stürme“ entwickelt und die Ölanlagen im Golf von Mexiko weniger stark als befürchtet in Mitleidenschaft gezogen hat. Aber können die schwindenden Gefahren durch den Tropensturm so einen Preisrutsch erklären?

„Hurrikan Gustav reicht als Begründung nicht aus“, sagte Eugen Weinberg, Chefanalyst für Rohstoffmärkte der Commerzbank, dieser Zeitung. „Da spielen viele andere Faktoren eine Rolle.“ So etwa die massive Erholung des Dollarkurses. Viele Anleger hatten sich in diesem Jahr über die Rohstoffmärkte gegen den Kursverfall der US-Währung abgesichert. Schwache Konjunkturdaten aus Großbritannien und der Euro- Zone beendeten aber in den vergangenen Wochen den Höhenflug von Pfund Sterling und Euro. Daher lösen viele Anleger ihre Positionen an den Rohstoffmärkten nun auf.

Mit dem Abflauen des Sturms richten sich die Sorgen der Marktteilnehmer wieder auf die Konjunktur. „Der Fokus verschiebt sich von den Produktionsrisiken auf die schwächere Nachfrage“, sagte Weinberg. Die Stimmung am Markt sei extrem negativ. „Die Anleger verabschieden sich nach und nach aus dem Ölmarkt.“ Das drücke den Ölpreis in Richtung der psychologisch wichtigen 100-Dollar- Marke. In den nächsten Monaten werde er sich sogar in Richtung 80 Dollar bewegen. Am Dienstag kostete ein Fass (150 Liter) der US-Sorte WTI zeitweise nur noch 105,46 Dollar. Noch im Juli lag der Preis bei mehr als 147 Dollar.

Interessant ist, dass sich bei Über- beziehungsweise Unterschreiten symbolischer Marken wie 150, 110 oder 100 Dollar der jeweilige Trend noch verstärkt. „Das gibt Anlegern kurzfristige Impulse zum Kauf oder Verkauf“, erklärte Weinberg. „Öl ist nicht mehr nur ein Wirtschaftsgut. Es ist in den vergangenen Monaten auch zu einem Finanzinstrument geworden. Und die Finanzakteure bestimmen den Preis.“ Anders ausgedrückt: Der Anteil von Spekulanten an der Preisbildung ist enorm.

Auch Gerüchte um einen möglichen Angriff auf die Urananlagen des Iran könnten derzeit das Nachgeben des Ölpreises nicht stoppen, sagte Weinberg. „Das war auch beim Weg nach oben so: Da hat es keinen interessiert, ob sich die Nachfrage abschwächt.“ Aber Spekulation gebe es auch mit umgekehrten Vorzeichen: Bei 80 Dollar pro Fass werde die Nachfrage wieder größer als das Angebot. „Als Finanzinstrument könnte Rohöl kurzfristig ebenso nach unten wie auch zuvor nach oben übertreiben.“ Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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