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Energietechnik: Vattenfall startet CO2-Speicheranlage

Zukunftstechnologie oder Ablenkungsmanöver? An Vattenfalls Pilotanlage zur CO2-Speicherung scheiden sich die Geister. Vattenfall sieht sich mit dem neuen Projekt an der „der Spitze der Technologieentwicklung“. Umweltschützer sehen darin lediglich einen Vorwand für den Bau neuer umweltschädlicher Kohlekraftwerke.

Vor der Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Abscheidung von Kohlendioxid an diesem Dienstag in Brandenburg hat der Stromerzeuger Vattenfall Europe das umstrittene Konzept verteidigt. "Mit unserem Projekt in Schwarze Pumpe stehen wir an der Spitze der Technologieentwicklung in der Welt", sagte der Unternehmens-Chef, der Finne Tuomo Hatakka der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Bei dem Verfahren, genannt CCS, wird das Kohlendioxid (CO2) als Produkt der Kohleverbrennung nicht in die Luft geblasen, sondern abgeschieden, verflüssigt und schließlich unterirdisch gespeichert.

Weitere Pilotanlagen geplant

Hatakka zeigte sich überzeugt davon, dass das Verfahren auch rentabel sein werde. "Zusammen mit einem europaweiten Emissionshandel wird CCS wirtschaftlich sein. Bei 30 bis 35 Euro für das Emissionszertifikat rechnet sich die Technologie", sagte der Chef des deutschen Energiekonzerns.

Die Pilotanlage im Industriepark Schwarze Pumpe mit einer Leistung von 30 Megawatt belege, "dass CCS keine PR ist. Wir werden die ganze Kette testen, von der Abscheidung bis zur Speicherung in Gaskavernen." Vattenfall will dann bis spätestens 2015 zwei Demonstrationskraftwerke in Deutschland und Dänemark mit der zehnfachen Leistung bauen. Schließlich soll laut Hatakka "um das Jahr 2020 das erste CCS-Großkraftwerk ans Netz gehen".

Kritik von Umweltschützern

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bezeichnete das Projekt am Montag als "Vattenfalls Feigenblatt". Der Umweltverband wirft dem Konzern vor, mit dem Verweis auf die CCS- Technik neue klimaschädliche Kohlekraftwerke durchsetzen zu wollen. Dies gelte vor allem für das bereits im Bau befindliche Braunkohlekraftwerk in Boxberg und die beiden in Hamburg und in Berlin geplanten Kohlemeiler.

BUND-Energieexperte Thorben Becker nannte es völlig unklar, ob die Abscheidungstechnologie im großen Maßstab funktioniere. Damit ausgerüstete Kohlemeiler wiesen einen um bis zu zehn Prozent geringeren Wirkungsgrad auf als konventionelle Kraftwerke und benötigten dementsprechend mehr Kohle. Zudem sei offen, ob es ausreichend sichere Lagerstätten für das abgeschiedene CO2 gebe. Schließlich entstünden für diese Technik Mehrkosten von bis zu sieben Cent pro Kilowattstunde Strom. Beckers Resümee: "Anstatt vorrangig die weitaus günstigeren erneuerbaren Energien zu fördern, will Vattenfall noch Jahrzehnte an der klimaschädlichen Braunkohleverstromung festhalten." (iba/dpa)

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