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© dpa-Zentralbild

Energieunternehmen: Vattenfall-Chef zeigt Demut

Lars G. Josefsson kämpft um seinen Posten, nachdem ihm die schwedische Regierung den Verkauf des Stromnetzes untersagte.

Stockholm - Vattenfall-Konzernchef Lars G. Josefsson hat eine „Vertrauenskrise“ für den staatlichen schwedischen Energiekonzern zugegeben und mehr Transparenz versprochen. Wir „empfinden Demut gegenüber unserem obersten Auftraggeber, dem schwedischen Volk“, sagte Josefsson am Donnerstag in Stockholm.

Die ungewöhnliche Geste hat Gründe. Der erfolgsverwöhnte Konzernchef galt lange als unantastbar. Das ist jetzt vorbei und Josefsson, der als Aufsichtsratsvorsitzender auch die Richtung der in Berlin ansässigen Vattenfall Europe vorgibt, kämpft um seine Macht.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Energiekonzern Vattenfall im Sommer 2007 wegen dessen Handhabung der Akw-Pannen in Brunsbüttel und Krümmel kritisierte, war in der schwedischen Presse bestenfalls eine kleine Notiz zu lesen. „Vattenfall ist eine heilige und sehr mächtige Kuh im kleinen Schweden, und Josefsson ein sehr selbstsicherer Unternehmensführer, vor dem auch unsere Regierung zu viel Respekt hat“, erklärte damals ein schwedischer Umweltverbandssprecher.

Die Zeiten haben sich geändert. Josefsson, den Bundeskanzlerin Angela Merkel 2006 gar zu ihrem Klimaschutzberater machte, muss um seinen Posten fürchten. Seinen Plan, das schwedische Vattenfall-Stromnetz zu verkaufen, um damit den Bau eines Atomkraftwerkes in Großbritannien zu finanzieren, untersagte die Regierung. Kritisiert wird Josefsson vor allem auch wegen fallender Profite, die mit den Atompannen in Deutschland zusammenhängen, und wegen des starken Engagements in der Kohle. Vattenfall verdient prächtig mit der Verstromung von Braunkohle in der Lausitz.

Kürzlich hatte Greenpeace 18 Tonnen Kohle rund um den Eingang der Stockholmer Regierungskanzlei geschüttet, dekoriert mit den Namen von Vattenfall-Kohlekraftwerken in Deutschland. Die Umweltschützer zeigten dabei an, dass Vattenfalls deutsche Kohlekraftwerke mehr Kohlendioxid pro Kilowattstunde in die Atmosphäre blasen als chinesische Anlagen.

Umwelt- und Wirtschaftsministerien versprachen ein paar Tage später die Unternehmensrichtlinien des Konzerns in eine deutlich umweltfreundlichere Richtung umzuschreiben. Der Alleingang Josefssons mit dem geplanten, aber dann von der Regierung untersagten Verkauf des Stromnetzes brachte das Fass zum Überlaufen. „Jetzt ist es an der Zeit zu gehen, Josefsson“, titelte die größte schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ am Donnerstag. Zudem müsse die Regierung die Investitionen in fossile Brennstoffe nachhaltig kappen. Vattenfall baut gerade für rund zwei Milliarden Euro ein neues Steinkohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg.

In jedem Fall aber brauche der Konzern einen neuen Chef. „Vattenfalls Pirouetten werden immer gewalttätiger“, urteilte die Zeitung, und Josefsson erinnere an den „Großkartoffel“ einen berüchtigten Charakter einer bekannten Sendung aus den Siebzigern, der damals eine ganze Kindergeneration verängstigte. André Anwar

André Anwar

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