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Energieversorger: Wie Kohle sauber werden soll

Vattenfall plant eine Demonstrationsanlage mit CO2-Abscheidung in der Lausitz. 2015 soll sie in Betrieb gehen.

Der Energieversorger Vattenfall will in Südbrandenburg bis zu eine Milliarde Euro in eine Demonstrationsanlage zur klimafreundlichen Stromerzeugung aus Braunkohle investieren. Nach Auskunft von Tuomo Hatakka, dem Vorstandschef von Vattenfall Europe, soll die Anlage bis 2015 in Betrieb gehen. Bis 2020 könne die Technologie, bei der das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) aus dem Abgas abgetrennt und unterirdisch eingelagert wird, kommerziell nutzbar sein. Rentabel wird die Vermeidung des Klimakillers laut Hatakka bei einem Emissionshandelssystem mit Preisen von 30 bis 35 Euro pro Tonne CO2.

Das Demonstrationskraftwerk ist Vattenfalls zweite Großinvestition in die klimafreundliche Kohleverstromung in Brandenburg: Bereits in diesem Sommer will das Unternehmen am Standort Schwarze Pumpe eine mehr als 70 Millionen Euro teure Pilotanlage in Betrieb nehmen, mit der die bislang nicht erprobte Technologie erforscht werden soll. Diese 30-Megawatt-Anlage ist nicht zur kommerziellen Nutzung bestimmt.

Das Demonstrationskraftwerk soll mit 500 Megawatt Stromerzeugung deutlich leistungsfähiger werden. Dazu will Vattenfall einen von sechs Blöcken des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde umbauen. Diese Anlage bläst zurzeit für jede Kilowattstunde erzeugten Strom rund ein Kilogramm CO2 in die Luft. Mit dieser Bilanz ist Braunkohle der klimaschädlichste Energieträger. Steinkohle schneidet geringfügig besser ab. Erdgas ist deutlich klimafreundlicher, aber teurer.

Zwei von drei möglichen Wegen zur Beseitigung des CO2 will Vattenfall in der Lausitz erproben: Das „Oxyfuel“-Verfahren, bei dem Luft in ihre Bestandteile zerlegt und die vorgetrocknete Kohle mit reinem Sauerstoff verbrannt wird. Diese Technik soll für Kraftwerksneubauten entwickelt werden. Außerdem soll die nachträgliche „Wäsche“ des CO2 aus dem Rauchgas erforscht werden. Diese Technik gilt als mögliche Nachrüstlösung für bereits vorhandene Kraftwerke. Sie könnte auch für den von Vattenfall erwogenen Neubau eines Kohlekraftwerks in Berlin-Lichtenberg aktuell werden.

Die CO2-Abscheidung ist für die Konzerne – und damit auch für die Stromkunden – jedoch nicht zum Nulltarif zu haben: In Jänschwalde soll der Wirkungsgrad der Anlage von 36 auf etwa 30 Prozent sinken. Für die gleiche Strommenge muss also mehr Kohle verbrannt werden. Bis 2030 will Vattenfall die Technik allerdings so weit entwickeln, dass die dann errichteten Kraftwerke mindestens so effizient sind wie heutige Neubauten.

Hatakka erwartet „keine dramatische Erhöhung des Strompreises“ wegen der CO2-Abscheidung, fordert allerdings für die Entwicklungsphase Unterstützung durch die öffentliche Hand. Neben öffentlichen Zuschüssen brauche die Industrie Rechtssicherheit für Transport und Einlagerung des CO2. Dieses Thema ist noch völlig ungeklärt – und könnte eine Kernfrage für alle Beteiligten werden: Weil die möglichen unterirdischen Lagerstätten weit von den Kraftwerksstandorten entfernt sind, müssen Pipelines gebaut werden – im konkreten Fall 350 Kilometer von der Lausitz in die Altmark. Auch weiß noch niemand, ob das CO2 für alle Zeiten in den ehemaligen Erdgaslagerstätten oder den Erdschichten bleibt, die als Endlager vorgesehen sind.

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