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Dieser Hamster konnte noch von der Berliner Polizei gerettet werden. Aber was wird aus dem Feldhamster?

© Berliner Polizei/dpa

Energiewende: Feldhamster auf der Stromautobahn

Die erste Antragskonferenz für die geplanten Hochspannungstrassen von Nord- nach Süddeutschland zeigt: An Hindernissen ist kein Mangel.

Da ist er wieder: der Feldhamster. Wo auch immer in Deutschland ein großes Infrastrukturprojekt geplant wird, taucht der kleine Nager auf – so auch bei den  Stromautobahnen, die ab 2025 dafür sorgen sollen, dass mehr Windstrom vom Norden in die süddeutschen Industriezentren fließen kann.

Bei der bundesweit ersten sogenannten Antragskonferenz für die Großtrassen SuedOstLink und SuedLink in Magdeburg macht sich Evelin Wolter aus dem sachsen-anhaltinischen Salzlandkreis für den Feldhamster stark. Noch wichtiger ist ihr aber, dass die landwirtschaftlichen Böden der Magdeburger Börde – sie gehören zu den besten in ganz Deutschland – nicht unter den geplanten Erdkabeln zu leiden haben. Auch andere Gemeindevertreter aus der Gegend und Susanne Brandt vom Bauernverband fürchten, dass die Leitung die Erde erwärmt und austrocknet. „Man weiß doch noch gar nichts über die Auswirkungen einer 525-Kilovolt-Leitung auf die Böden“, sagt Frank Schinke von der Stadt Nienburg an der Saale. Er fordert, die Höchstspannungsleitungen auf Masten zu verlegen, wie man es seit Jahrzehnten macht.

Einige Gemeinden wollen Masten statt Erdkabel

Es ist scheinbar paradox: Da haben Bundesregierung und große Koalition eigens in einem Gesetz festgelegt, dass die großen Stromkabel unter der Erde verlegt werden sollen, um die Bevölkerung nicht gegen sich aufzubringen. Und was macht die Bevölkerung? Sie fordert Kabel auf Hochspannungsmasten.

Aber auch diese Ausnahme ist im Gesetz vorgesehen: zum Beispiel für den Schutz seltener Tierarten oder wenn Gemeinden eine Freileitung wollen.

Bernhard Segbers vom ostdeutschen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, der die Trasse SuedOstLink zusammen mit dem bayerischen Netzbetreiber Tennet bauen wird, sagt zu dem Wunsch der Gemeindevertreter höflich: „Das werden wir genau prüfen.“ Es sei aber nicht so einfach, eine solche elektrische Leistung über Masten zu transportieren.

Trassen kreuzen auch Naturschutzgebiete

Einfach ist aber ohnehin wenig bei den beiden Großtrassen von insgesamt 2000 Kilometern Länge, mit deren Bau Ende 2021 begonnen werden soll. Mal kommen die Planer einem künftigen Gewerbegebiet zu nahe, mal beschwert sich die Dame vom örtlichen Denkmalschutz. An einigen Stellen kreuzt die Leitung auch Natura-2000-Schutzgebiete. „Es sind aber nur schmale Streifen“, sagt Jenny Fernandez vom zuständigen Planungsbüro IBUe. „Deshalb glauben wir, dass Ausnahmegenehmigungen möglich sind.“ Auch Biotope lassen sich zwar mit Freileitungen überspannen, aber dann sind wiederum Vögel in Gefahr.

Noch wichtiger für das Gesamtprojekt: Durch die Einwände, die jetzt auf den vielen Antragskonferenzen vorgebracht werden, darf es nicht zuviel Zickzack im Trassenverlauf geben und auch nicht zuviel Hoch-runter durch den Wechsel zwischen Erdverkabelung und Freileitung. „Das muss auch noch wirtschaftlich vernünftig sein“, sagt Stefan Hagenberg, der Leiter des Zulassungsreferates bei der Genehmigungsbehörde Bundesnetzagentur.

Die Netzbetreiber haben einen favorisierten Trassenkorridor, der aber noch verändert werden kann. Letzlich legt dann die Netzagentur den genauen Verlauf fest. Der SuedOstLink, über den in Magdeburg diskutiert wurde, wird von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt bis Landshut reichen. Der SuedLink führt von Brunsbüttel nach Großgartach bei Heilbronn. Das wird auch der Feldhamster nicht verhindern können.

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