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Wirtschaft: Enrons Sünden

Der ehemalige deutsche Kommunist Willi Schlamm erklärte einst: "Das Problem des Kapitalismus sind die Kapitalisten. Das Problem des Sozialismus ist der Sozialismus selbst.

Der ehemalige deutsche Kommunist Willi Schlamm erklärte einst: "Das Problem des Kapitalismus sind die Kapitalisten. Das Problem des Sozialismus ist der Sozialismus selbst." Beim Versuch, die Gründe für das Scheitern von Enron zu finden, sollte man dies berücksichtigen. Wahrscheinlich wird die Geschichte von Enron als Polit- und Finanzskandal in Vergessenheit geraten. Aber sie ist mehr als das. Sie ist ein Problem für jeden Anhänger der freien Marktwirtschaft.

Den Preis für Enrons Betrügereien zahlen nicht nur die Aktionäre, Wirtschaftsprüfer und Finanziers. Denn die Politik wird den Fall Enron nun als Vorwand nehmen, um noch stärker in die Finanzmärkte einzugreifen. Washington war nicht zuletzt von Enrons Größe und Symbolkraft fasziniert. Enrons Selbstvermarktung als die Avantgarde der New Economy macht die Schadenfreude über den Zusammenbruch nur größer.

Ob nun Enron das Gesetz gebrochen hat oder nicht, sei dahin gestellt. Definitv aber hat Enron das Vertrauen der Öffentlichkeit, das für das Funtkionieren der Märkte unabdingbar ist, verletzt. Die Details über die nicht in den Bilanzen aufgeführten Beteiligungen bleiben unklar. Doch es ist klar, dass versucht wurde, Verluste zu vertuschen.

Ja, wir wissen es: Arthur Andersen war mit der Prüfung der Bücher beauftragt und hätte Alarm schlagen müssen. Aber jeder weiß, dass die Wirtschaftsprüfer niemals einen solchen Finanzdschungel aufdecken. Deshalb debattieren wir über eine Reform des Corporate Governence. Und doch zweifeln wir daran, dass der Vorschlag, die Arbeit der Wirtschaftsprüfer durch eine zweite Gesellschaft kontrollieren zu lassen, wirklich hilft. Besser wäre es, die gesetzliche Vorschrift nach einer jährlichen Wirtschaftsprüfung, die doch nur noch Formsache ist, abzuschaffen.

Wer die Geschichte von Enron verstehen will, muss aber auch die Zeit berücksichtigen: Im Boom der New Economy wollten alle Enrons Versprechungen glauben. Enrons Fehler zeigen die Schattenseite der Euphorie auf. Der Mensch - und Kapitalisten sind Menschen - bleibt was er ist. Einige schmeißen ihre Moral über Bord, andere machen Fehler und versuchen dazu zu stehen. Jetzt müssen Politik und Finanzwelt aus dem Schaden klug werden.

Aus dem \"Wall Street Journal\" übersetzt, g

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