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Entscheidung der Gläubiger: Schlecker-Kette wird zerschlagen

Lange hatten die Mitarbeiter gehofft, dass sie eine Zukunft haben. Doch die Gläubiger haben sich gegen die Investoren Nicolas Berggruen und Cerberus entschieden. Nun steht fest: Schlecker wird aufgelöst.

Das Aus für die insolvente Drogeriekette Schlecker ist besiegelt: Der Gläubigerausschuss habe keine Perspektive für eine wirtschaftlich vertretbare Fortführung oder die Veräußerung des Gesamtkonzerns an einen Investor mehr gesehen, hieß es nach der entscheidenden Sitzung des Gremiums am Freitag in Berlin.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hatte den zwei verbliebenen Interessenten - Karstadt-Investor Nicolas Berggruen und die Investmentfirma Cerberus - zuvor ein Ultimatum gesetzt: Sie sollten bis Freitagmorgen ein belastbares und für die Gläubiger akzeptables Angebot einreichen. „Die Angebote waren nicht akzeptabel, weil sie deutlich unter einer Zerschlagung lagen“, sagte Geiwitz nach der Sitzung. Der Einstieg eines Investors galt als Grundvoraussetzung dafür, die schwer defizitäre Kette überhaupt weiterzuführen. „Aus diesem Grund wurde die Zerschlagung des Konzerns beschlossen“, sagte Geiwitz. Die Kündigungen an die 13.200 betroffenen Mitarbeiter von Schlecker Deutschland sollten bis Ende Juni verschickt werden. Schlecker starte nun zeitnah den Ausverkauf in seinen rund 2.800 deutschen Märkten. Gleichzeitig sollen die Gespräche zu einem Verkauf der Auslandstöchter fortgeführt und zu einem schnellen Abschluss gebracht werden. Auch den Verkauf der Vermögenswerte, etwa der Logistikstandorte und der Unternehmensimmobilien, will Geiwitz den Angaben zufolge
zügig abschließen. Lediglich die 1100 Beschäftigten von Schlecker XL sind vorerst davongekommen, für die Tochtergesellschaft gebe es eine „eigenständige Zukunft“. Auch die rund 3990 Mitarbeiter der Schlecker-Tochter "Ihr Platz" können aufatmen.

Laut Top-Managern des Unternehmens war die Pleite schon lange absehbar. „Wenn wir ehrlich sind, dann funktionierten wir ab Mitte der 90er Jahre wie ein Schneeballsystem. Es ging nur weiter, weil wir es ständig erweiterten", zitierte das „Handelsblatt“ einen sogenannten Altdirektor, angeblich einen der engsten Vertrauten von Firmenpatriarch Anton Schlecker. Schlecker hatte auf dem Höhepunkt seines Wachstums mit über 8.000 Filialen in Deutschland mehr als doppelt so viele Märkte wie die gesamte Konkurrenz. Allerdings erwirtschafteten Rossmann und dm in attraktiveren Lagen und mit einem größeren Sortiment mit der Zeit immer mehr Gewinn, während er bei Schlecker zurückging. „Das ist die eigentliche unternehmerische Leistung von Schlecker, dass er die Pleite so lange hinausgezögert hat“, sagte der Altdirektor.

Die Gewerkschaft Verdi hat für den Nachmittag zu einer Kundgebung und Demonstration der Schlecker-Frauen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin aufgerufen. Als Redner wird unter anderen der Bundesvorsitzende Frank Bsirske erwartet. In Berlin kamen zeitgleich zum Gläubigerausschuss auch Hunderte Arbeitnehmervertreter von Schlecker zu einer Betriebsrätekonferenz zusammen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi pochte seit langem auf eine Beteiligung bei der Investorensuche. Vor der dem Gläubigertreffen hatte sie noch einmal mehr Geduld bei Geldgebern und Lieferanten angemahnt. Es wäre "viel gewonnen, wenn die Gläubiger einen längeren zeitlichen Spielraum einräumen würden", sagte Verdi-Handelsexperte Bernhard Franke im "Bayerischen Rundfunk".

Die verbliebenen Schlecker-Beschäftigten hatten sich zur Rettung ihrer Arbeitsplätze mehrheitlich zu Lohneinbußen von insgesamt 10,5 Prozent über drei Jahre bereiterklärt. Im Gegenzug verlangten die Beschäftigten Kündigungsschutz. (mit dapd)

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