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Entsorger: Alba kauft in Köln ein

Alba erhöht seinen Anteil am Entsorger Interseroh auf 75 Prozent. Dort laufen die Geschäfte aber schlecht – und die Aktie stürzt ab

Die Berliner Alba-Gruppe hat ihren Anteil am Kölner Umweltdienstleister Interseroh auf 75 Prozent aufgestockt und schließt auch eine komplette Übernahme nicht aus. Dessen Gewinn ist allerdings massiv eingebrochen.

Kurz vor Börsenschluss am Freitag teilte Interseroh mit, im letzten Quartal des alten Jahres habe die Wirtschaftskrise Umsatz und Ergebnis spürbar beeinträchtigt. Im Stahl- und Metallrecycling habe man sogar rote Zahlen geschrieben, hieß es. Die Aktie der Kölner brach nach der Gewinnwarnung binnen Minuten um bis zu neun Prozent ein und schloss mit 35 Euro. Das Gesamtjahr werde Interseroh „mit einem deutlich positiven Ergebnis vor Steuern abschließen“, jedoch deutlich unterhalb des Vorjahres, teilte das Unternehmen mit. 2007 hatte Interseroh einen Gewinn vor Steuern von 55,4 Millionen Euro verbucht. Interseroh wird von Axel Schweitzer (39) geführt, der gemeinsam mit seinem Bruder Eric (43), dem Präsidenten der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Eigentümer der Alba-Gruppe ist.

Prognosen zum weiteren Geschäftsverlauf will Axel Schweitzer nicht machen. „Ich lege mich nicht fest. Ich sehe aber weiter qualitatives Wachstum.“ Die Wirtschaftslage sei derzeit nicht zu überblicken. „2009 zu prognostizieren ist so, wie die Lottozahlen vom nächsten Samstag vorherzusagen“, sagte er dem Tagesspiegel. Die Bilanz für das alte Jahr legt Interseroh Ende März vor, Alba folgt im April. Bisher hatte die Gruppe für 2008 einen Umsatzsprung von mehr als zehn Prozent auf drei Milliarden Euro angepeilt. In 2010 sollten es sogar vier Milliarden Euro sein. Interseroh hatte zuletzt eine Rekorddividende von einem Euro je Aktie gezahlt und insgesamt 9,84 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet.

Noch nicht entschieden sei, ob man eine Komplettübernahme von Interseroh anstrebe oder nur einen Gewinnabführungsvertrag, sagte Axel Schweitzer. Vor nicht einmal sechs Monaten hatte Alba eine schnelle Aufstockung des Anteils von damals 56 Prozent ausgeschlossen. Dass es nun anders kam, erklärt Schweitzer mit den rapide gesunkenen Rohstoffpreisen. „Wir haben sehr viel schnellere und tiefere Veränderungen gesehen, als wir das antizipieren konnten.“ Interseroh werde davon stärker getroffen als Alba, denn das Berliner Unternehmen habe durch seine staatlichen Kunden ein sehr stabiles Geschäft. Eine Rolle dürfte auch der niedrige Aktienkurs gespielt haben, der sich seit dem Sommer nahezu halbiert hat. Für die Aufstockung ihres Anteils mussten die Schweitzers zwischen 70 und 100 Millionen Euro aufbringen. Die Finanzierung war offenbar kein Problem. „Wir sind da nicht von Tagesereignissen abhängig“, sagte Axel Schweitzer. Die restlichen 25 Prozent sind aktuell knapp 90 Millionen Euro wert.

Ob der Sitz der Gruppe in Berlin bleibt, hängt auch von der Entwicklung bei Interseroh ab. „Die Alba-Gruppe sehen wir in Berlin“, sagte Axel Schweitzer zwar. „Aber das ist nicht in Stein gemeißelt.“ Es gebe auch Argumente für Köln, zudem mangele es in Berlin häufig an politischer Unterstützung. Der Sitz der Gruppe habe aber keinen Einfluss auf die Verteilung der Arbeitsplätze. Die Gruppe beschäftigt rund 9000 Menschen, davon knapp 2000 in Berlin. Auch steuerlich mache die Frage des Sitzes derzeit keinen Unterschied. Moritz Döbler

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