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Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke enttäuschte erneut die Aktionäre.

© Andreas Arnold/dpa

Enttäuschende Zahlen: Bei der Commerzbank wachsen die Sorgen

Vorstandschef Martin Zielke legt schwache Halbjahreszahlen vor, will aber am Jahresziel festhalten. Vor allem im Firmenkundengeschäft gibt es Probleme.

Nach einem enttäuschenden zweiten Quartal und ersten Halbjahr wachsen bei der Commerzbank die Sorgen, dass die schwächelnde Konjunktur, die Handelsstreitigkeiten, der Brexit und die mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu erheblichen Belastungen führen könnten. „Die Herausforderungen für die Branche und für uns nehmen weiter zu“, sagte Vorstandschef Martin Zielke bei der Vorlage des Zwischenberichts. „Wir lassen unseren Ausblick stehen, auch wenn er deutlich ambitionierter geworden ist“, fügte Finanzvorstand Stephan Engels hinzu.

Vor allem im Firmenkundengeschäft kämpft die Bank mit ersten Problemen und Kreditausfällen. „Es sind aber Einzelfälle, die keinen Trend zeigen“, versichert Engels. Im zweiten Quartal rutschte das Betriebsergebnis der Sparte auf nur noch 22 Millionen Euro ab nach 218 Millionen im Vorjahresquartal. Im ersten Halbjahr waren es 142 Millionen Euro nach 315 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Risikokosten erhöhten sich durch Belastungen aus einzelnen Kreditausfällen von 60 auf 155 Millionen Euro. Details nannte Engels nicht.

Insgesamt verdiente die Commerzbank im ersten Halbjahr unter dem Strich 391 Millionen Euro nach 533 Millionen in den ersten sechs Monaten 2018. Dass es nicht noch weniger war, lag unter anderem an Steuererstattungen. 2018 hatte die Bank einen Nettogewinn von 865 Millionen Euro erreicht und eine Dividende von 20 Cent gezahlt.

Trotz der enttäuschenden Zahlen sieht sich die zweitgrößte deutsche Bank weiter auf dem richtigen Weg. Das messen Zielke und Engels vor allem an der weiter steigenden Kundenzahl, dem zunehmenden Kreditvolumen und verwalteten Vermögen. Im ersten Halbjahr habe man zusammen mit der Direktbank Comdirect netto 232.000 neue Privat- und Unternehmenskunden gewinnen können. Seit 2016 sind es mittlerweile 1,3 Millionen, bis Ende 2020 sollen es zwei Millionen sein. Mit Blick auf Firmenkunden hat die Bank ihr für Ende 2020 gesetztes Ziel von netto mehr als zehntausend Kunden bereits erreicht. Ende Juni waren es 11400, im ersten Halbjahr 2019 sind rund 2400 dazugekommen, sagte Engels. Das Kreditvolumen ist seit Ende 2016 von 75 auf jetzt 88 Milliarden Euro gestiegen.

Schwieriges Umfeld, harter Wettbewerb

In Berlin zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Dort verzeichne die Commerzbank mit ihren 60 Filialen eines der stärksten Halbjahre bei der Neukundengewinnung, so Jenny Friese, Bereichsvorständin Privat- und Unternehmenskunden für die Region Ost. Unter dem Strich seien in der Hauptstadt im ersten Halbjahr 7900 neue Kunden dazugekommen. Auch das Kreditgeschäft laufe gut. Allein die private Immobilienfinanzierung habe gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 um 20 Prozent zugelegt. In der Mittelstandsbank habe man die Zahl der neuen Firmenkunden im „zweistelligen“ Bereich steigern können. Das Kreditvolumen sei um 22 Prozent gewachsen.

Weil das Portfolio aus problematischen Krediten für Schiffe und an öffentlichen Papieren mittlerweile nur noch bei 4,5 Milliarden Euro liegt, hat die Bank die dafür vor Jahren eingerichtete Einheit und damit ihre „Bad Bank“ Anfang Juli aufgelöst und die verbliebenen Kredite – darunter nur noch rund 200 Millionen Euro an Schiffskrediten – auf andere Bereiche übertragen.

Zielke und Engels wissen aber um das schwierige Umfeld und den harten Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt. „Dies wird vermutlich weitere Investitionen erfordern.“ Im Herbst will der Vorstandschef kundtun, mit welcher Strategie sich die Commerzbank, bei der der Bund mit knapp 16 Prozent weiter größter Aktionär ist, in den nächsten Jahren am Markt behaupten will. Und ob möglicherweise ein weiterer Personalabbau droht. Ende Juni zählte die Bank noch 40.700 Vollzeitstellen. Ende 2020, das steht bereits fest, sollen es nur noch 38000 sein. Nach den im April gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank sind andere Zusammenschlüsse aktuell kein Thema.

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