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Wirtschaft: Eon erkauft sich die Fusion für 90 Millionen

Die Gegner der Ruhrgas-Übernahme lenken ein – und sichern sich Extrapreise für Strom- und Erdgaslieferungen

Berlin (fo). Der Energiekonzern Eon hat am Freitag seine Einigung mit den Klägern gegen die geplante RuhrgasFusion bestätigt. Damit endet die monatelange Hängepartie um einen der größten Zusammenschlüsse im Energiesektor. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) begrüßte den Durchbruch, kritisierte aber, Deutschland könne sich solche Verzögerungen im internationalen Wettbewerb nicht leisten.

Am Freitagmorgen wurden nach tagelangen, intensiven Verhandlungen alle Klagen vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf zurückgezogen. Das Verfahren ist damit hinfällig. Um die Rücknahme zu erreichen, hat sich Eon eigenen Angaben zufolge mit einigen Energiehändlern und Stadtwerken auf langfristige Sonderlieferverträge für Strom und Erdgas geeinigt. Mit der Energie Baden Württemberg (EnBW), einem der schärfsten Gegner der Fusion, und der finnischen Fortum werden darüber hinaus Firmenbeteiligungen getauscht.

Dem Berliner Energiehändler Ampere etwa verschafft Eon nicht nur preiswerten Strom und günstiges Erdgas, sondern auch die Unabhängigkeit. Eon kauft den Stadtwerken Hannover ihren 75-Prozent-Anteil an Ampere ab und reicht sie weiter an die Privataktionäre Dietmar Polster, die Brüder Rottenbacher und Thomas Heilmann. Zu welchen Konditionen, das wollten die Vorstände Polster und Arndt Rottenbacher am Freitag nicht verraten. Heilmann war auch federführend in den Verhandlungen zwischen den neun Klägern und Eon.

Für den Düsseldorfer Energiekonzern hat die Einigung eine finanzielle Belastung von insgesamt 90 Millionen Euro zur Folge. Eon ist zu Vertragsstrafen verpflichtet, falls die im Detail noch auszuhandelnden Verträge nicht zu Stande kommen. Eon-Chef Ulrich Hartmann kritisierte, dass die Situation in den letzten Tagen durchaus mit „Erpressung“ vergleichbar gewesen sei. Man müsse sich fragen, ob jedem, „der mit ein paar Kilowattstunden handelt“, die Möglichkeit zu einer gerichtlichen Intervention gegen ein solches Vorhaben gegeben werden dürfe.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte im Sommer 2002 die Übernahme der Ruhrgas (13,3 Milliarden Euro Umsatz und 9200 Mitarbeiter) durch den Stromkonzern Eon (69,8 Milliarden Euro Umsatz und 110 000 Mitarbeiter) per Ministererlaubnis freigegeben. Zuvor hatte das Kartellamt die Fusion verboten. Das Ministerium folgte den Argumenten Eons, dass die gesamtwirtschaftlichen Vorteile des Zusammenschlusses schwerer wiegen als die Wettbewerbsnachteile. Nach der Ministererlaubnis klagten die neun Konkurrenten wegen Verfahrensfehlern erfolgreich vor dem zuständigen Oberlandesgericht Düsseldorf (OLG). Seitdem war die Fusion blockiert.

Der Zusammenschluss mit Ruhrgas sollte noch am Freitag vollzogen werden, wie auch der Aktientausch mit dem Steinkohleunternehmen RAG (früher Ruhrkohle). Denn bis Freitag konnte Eon seine Spezialchemietochter Degussa gegen 18,4 Prozent an Ruhrgas eintauschen. Um Mitternacht lief die Frist ab. Jetzt hat Eon gut 56 Prozent an Ruhrgas. Die Aktie des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon, die seit dem Stopp der Ministererlaubnis 15 Prozent an Wert verloren hatte, legte in den vergangenen Tagen kräftig zu und notierte zum Wochenschluss bei 42,25 Euro.

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