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Wirtschaft: Eon macht Gas billiger

Grund: der Ölpreis / Auch andere Konzerne könnten folgen / In Berlin bleiben die Preise vorerst konstant

Berlin - Zum ersten Mal seit Jahren könnte Gas wieder billiger werden. Der größte deutsche Gaskonzern Eon Ruhrgas kündigte an, seine Preise zum 1. Januar 2007 zu senken. So sollen Lieferungen des Unternehmens an Stadtwerke und regionale Versorger günstiger werden. Davon könnten auch die Verbraucher profitieren, wenn ihre örtlichen Gasversorger die Senkung weitergeben. Wie stark die Preise sinken, gab Eon allerdings nicht bekannt.

In den vergangenen Jahren war Gas in Deutschland immer teurer geworden. Allein in Berlin stiegen die Preise in mehreren Schritten um jeweils rund zehn Prozent. Als Grund nannten die Unternehmen den hohen Ölpreis, an den der Gaspreis gekoppelt ist (siehe Kasten). Diese Entwicklung hat sich in letzter Zeit jedoch umgedreht: Von 80 Dollar ist der Ölpreis auf unter 60 Dollar je Fass gefallen.

„Die Ölpreisbindung ist keine Einbahnstraße“, teilte Eon mit. Genauso wie der hohe Ölpreis bisher Gas teurer gemacht habe, habe das günstigere Öl nun eine preisdämpfende Wirkung. Tochterunternehmen wie Eon Mitte, Eon edis, Eon Avacon und Eon Bayern sollen die Senkung des Mutterkonzerns zum 1. Januar an ihre Kunden weitergeben. Netto – also ohne die Erhöhung der Mehrwertsteuer – sollen dadurch die Endverbraucherpreise sinken.

Auch die Verbraucher in Berlin könnten etwas davon haben. So ist Eon Ruhrgas einer von insgesamt sechs Vorlieferanten der Gasag. „Änderungen bei unseren Vorlieferanten haben auch Auswirkungen auf unsere Preise“, sagte Gasag-Sprecher Klaus Haschker dem Tagesspiegel. Bis zum Frühjahr werde das Unternehmen seine Preise zwar noch konstant halten. Danach könnte sich aber „durchaus etwas Positives tun“. Dies hänge allerdings noch vom Verhalten der übrigen Vorlieferanten ab.

Immerhin: Überlegungen gibt es auch bei anderen großen Gaskonzernen, die Preise zu senken. „Es besteht die leise Hoffnung, dass bei den Preisen langsam Ruhe reinkommt“, heißt es bei dem ostdeutschen Ferngasunternehmen VNG. Wenn der Ölpreis dauerhaft bei 60 Dollar bleibe, „kann man in drei Monaten von einer Entspannung ausgehen“. Generelle Aussagen ließen sich aber nicht treffen, weil es immer auf die individuellen Verträge von VNG mit den regionalen Weiterverteilern ankomme. Ähnlich äußerte sich das zweitgrößte deutsche Ferngasunternehmen Wingas.

Verbraucherschützern reicht das allerdings nicht. „Es ist zwar löblich, wenn die Unternehmen anerkennen, dass die aktuellen Preise zu hoch sind“, sagte Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher dieser Zeitung. „Wirklich etwas wert ist die Ankündigung von Eon aber erst, wenn man den genauen Umfang der Senkung kennt.“ Peters geht davon aus, dass der Endkundenpreis „locker um einen halben Cent je Kilowattstunde sinken könnte“. Das entspräche einer Reduktion um rund zehn Prozent.

Unterstützung erhalten die Verbraucher unterdessen von der Bundesnetzagentur. Behördenchef Matthias Kurth will den Gastransport durch die Leitungen der etablierten Energiewirtschaft erleichtern, um so den Wettbewerb zu stärken. Am Freitag untersagte er deshalb das so genannte Einzelbuchungsmodell, bei dem Händler für den gesamten Transportweg mit jedem einzelnen Gasnetzbetreiber Verträge abschließen müssen. Neue Anbieter hatten diese Praxis als Wettbewerbshemmnis empfunden. Künftig brauchen sie nun nur noch bei der Einspeisung und beim Zielort einen Vertrag.

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