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Eon-Tochter-Verkauf: Neuer Energieriese entsteht in Deutschland

Als erster kommunaler Energiekonzern wird Integra/Kom9 gesehen. Eon hat an die Gruppe seine Tochter Thüga verkauft. Die Kunden könnten von günstigeren Preise profitieren.

Es wird mehr Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt erwartet: Thüga ist das größte Stadtwerke-Netzwerk in Deutschland. Nun hat Eon seine Tochter für 2,9 Milliarden Euro an eine Gruppe aus rund 50 Stadtwerken verkauft. Damit wird das Konsortium Integra/Kom9 nach Eon, RWE, EnBW und Vattenfall der bundesweit fünftgrößte Energieversorger, teilten die Erwerber mit. Kommunalpolitiker sprechen sogar vom Novum eines kommunalen Energiekonzerns.

E.on hat in der Tochter Thüga mehr als 90 Minderheitsbeteiligungen an kommunalen Unternehmen gebündelt, die Mehrheit halten meist die jeweiligen Städte und Gemeinden. Die Unternehmen mit einer Thüga-Beteiligung versorgten 2008 zusammengenommen 3,5 Millionen Stromkunden, knapp drei Millionen Gaskunden und eine Million Trinkwasserkunden. Der Gesamtumsatz der Versorger, an denen die Eon-Tochter beteiligt ist, belief sich 2008 auf 16,4 Milliarden Euro. Der Gewinnanteil der Thüga wird mit 270 Millionen Euro beziffert.

Das Beteiligungspaket, das durch das Konsortium übernommen wird, steht für 215 Millionen der 270 Millionen Euro des Thüga-Gewinns. Eon löst vor dem Thüga-Verkauf vier Beteiligungen heraus, um sie später getrennt zu verkaufen. Dabei handelt es sich um die Thüga-Beteiligungen an der Gasag Berliner Gaswerke AG mit 37 Prozent, an der HEAG Südhessische Energie AG mit 40 Prozent, an den Stadtwerken Duisburg mit 20 Prozent sowie an den Stadtwerken Karlsruhe  mit 10 Prozent.

Der Kaufvertrag für das Milliardengeschäft mit dem Konsortium Integra/Kom9 soll laut Eon in den kommenden Wochen unterzeichnet werden. Ziel sei es die Transaktion noch in diesem Jahr zu vollziehen. Dafür ist aber noch die Erlaubnis der Wettbewerbshüter erforderlich.

Im Detail wollen die Integra-Konsortialpartner enercity (Stadtwerke Hannover AG), die Frankfurter Mainova und die Nürnberger N-ergie jeweils rund 20,75 Prozent der Thüga-Anteile übernehmen. Die Stadtwerkegruppe Kom9 erwirbt rund 37,75 Prozent der Eon-Stadtwerke-Holding Thügau.

Das 1867 in Gotha als "Thüringer Gasgesellschaft" gegründete Unternehmen bezeichnet sich als größte Gruppe kommunaler Energieversorger in Deutschland. In ihr hat Eon seine Stadtwerkebeteiligungen gebündelt. Zur Thüga-Gruppe gehören 110 Unternehmen, darunter 90 Energieversorger. Sie beschäftigen rund 19.000 Mitarbeiter. Insgesamt gibt es in Deutschland über 700 kommunale Strom- und Gasversorger.

Der Bund der Energieverbraucher sieht den geplanten Eigentümerwechsel bei der Eon-Stadtwerke-Holding Thüga positiv. "Es ist auf jeden Fall eine Intensivierung des Wettbewerbs zu erwarten", sagte Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Außerdem könnten die Stadtwerke in der neuen Konstellation Energie günstiger einkaufen. Wenn die Kommunen günstiger Energie beschafften beispielsweise über unabhängige Stromproduzenten und Händler sollten davon auch die privaten Kunden profitieren. Ob diese Vorteile an die Verbraucher weitergegeben werden, bleibe aber abzuwarten. Im Gasgeschäft beispielsweise sei dies in der Vergangenheit nur unzureichend der Fall gewesen, betonte Peters.

Eon profitiert von dem Verkauf gleich in zweierlei Hinsicht: Der hoch verschuldete Konzern, Ende Juni betrug die wirtschaftliche Nettoverschuldung 47 Milliarden Euro, bekommt eine Finanzspritze und besänftigt zugleich die Wettbewerbshüter, mit denen er seit Jahren immer wieder Probleme hatte.

Das Bundeskartellamt hatte in der Vergangenheit eine ungesunde Marktkonzentration durch die vier großen Energiekonzerne kritisiert. Die Behörde sieht in der Marktmacht den Wettbewerb behindert. Nach Einschätzung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) entschärft Eon mit der Veräußerung den Konflikt mit den EU-Wettbewerbshütern, die die Stadtwerke-Beteiligungen kritisch gesehen hatten. Ohnehin sei E.on der Weg zu weiteren Stadtwerke-Beteiligungen per Gerichtsentscheidung verbaut, sagte DSW-Landesgeschäftsführer Thomas Hechtfische.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, bm

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