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Wirtschaft: Eon will das Gasnetz verkaufen Zu Ruhrgas gehören 12 000 Kilometer Leitungen

Düsseldorf - Acht Jahre nach der umstrittenen Übernahme von Ruhrgas will der Energiekonzern Eon offenbar das Tochterunternehmen zerschlagen. Eon erwäge den Verkauf der Ruhrgas-Tochter Open Grid Europe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag.

Düsseldorf - Acht Jahre nach der umstrittenen Übernahme von Ruhrgas will der Energiekonzern Eon offenbar das Tochterunternehmen zerschlagen. Eon erwäge den Verkauf der Ruhrgas-Tochter Open Grid Europe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag. „Die sind ins Schaufenster gestellt worden.“ Der Eon-Konzern in Düsseldorf und Ruhrgas in Essen lehnten einen Kommentar ab. Die Ruhrgas-Tochter Open Grid Europe betreibt mit einer Länge von etwa 12 000 Kilometern das größte Ferngasnetz Deutschlands; sie beschäftigt 1400 Mitarbeiter, mehrere hundert davon in Essen. Bei Ruhrgas sind insgesamt 3200 Mitarbeiter beschäftigt.

Seit Tagen wird darüber spekuliert, dass Eon-Chef Johannes Teyssen Teile der Geschäfte von Ruhrgas mit der in Düsseldorf ansässigen Tochter Energy Trading verschmelzen will, die ebenfalls mit Gas handelt. Auch die lukrative Gasförderung mit Beteiligungen an Feldern in Russland und Norwegen könnte im Konzern verbleiben. Eon hatte in diesen Bereich in den vergangenen Jahren Milliarden investiert.

Der Energiekonzern steht nach der Atomwende unter Druck und hatte in der vergangenen Woche den ersten Quartalsverlust seiner Geschichte veröffentlicht. Bis zu 11 000 Stellen sollen nun gestrichen werden, hat Teyssen angekündigt. Auch die Mitarbeiter von Ruhrgas fürchten um ihren Arbeitsplatz. Jahrelang gehörte die Tochter zu den Ertragsperlen von Eon. Das Gasgeschäft leidet nun aber unter teuren langfristigen Lieferverträgen. Im ersten Halbjahr brach in der Gassparte der Gewinn um 900 Millionen Euro auf 578 Millionen Euro ein.

Analysten zufolge könnte sich Gazprom für das Ferngasnetz interessieren. Dies dürfte allerdings beim Kartellamt die Alarmglocken schrillen lassen, da die Russen bereits einen großen Teil der Gaslieferungen nach Deutschland kontrollieren. Für Finanzinvestoren könnte es daher einfacher sein. „Hier geht es um ein Geschäft mit wenig Risiken, aber auch geringen Returns. Das könnte auch private Investoren anziehen“, sagte ein Analyst.

Eon hatte Ruhrgas im Jahr 2003 übernommen. Das Kartellamt hatte sich aus Wettbewerbsgründen gegen die Übernahme gestemmt, die der größte deutsche Versorger jedoch mit einer Ministererlaubnis erreichte. Eon zahlte für Ruhrgas rund zehn Milliarden Euro. Zu den Voreigentümern gehörten RWE, Thyssen-Krupp, Vodafone und ExxonMobil sowie Tui. RWE hatte 2010 sein Gasnetz an die Investmentbank Macquarie verkauft. Branchenexperten bezifferten damals den Wert des 4100 Kilometer langen Netzes auf 500 Millionen Euro. rtr

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