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Wirtschaft: Epcos: Einbruch am Handy-Markt spürbar

Unter dem Druck einbrechender Auftragseingänge streicht der Münchener Hersteller elektronischer Bauelemente, Epcos, weltweit Stellen und Investitionen. Von der global 14 500 Mitarbeiter umfassenden Stammbelegschaft seien bereits 450 Personen entlassen worden, sagte der neue Vorstandschef Gerhard Pegam zur Vorlage eines Zwischenberichts in München.

Unter dem Druck einbrechender Auftragseingänge streicht der Münchener Hersteller elektronischer Bauelemente, Epcos, weltweit Stellen und Investitionen. Von der global 14 500 Mitarbeiter umfassenden Stammbelegschaft seien bereits 450 Personen entlassen worden, sagte der neue Vorstandschef Gerhard Pegam zur Vorlage eines Zwischenberichts in München. 150 Stellen habe man schon am Münchener Hauptsitz gestrichen, wo weitere 400 Mitarbeiter derzeit kurzarbeiten. Zudem seien 600 Leiharbeiter, davon ein Drittel in Deutschland, entlassen worden. Allgemein würden Stellen von Deutschland, wo Epcos 3000 Mitarbeiter beschäftigt, nach Singapur und Tschechien verlagert. Am stärksten seien aber ausländische Unterauftraggeber betroffen. Dort wurden von insgesamt 6000 Stellen die Hälfte gestrichen. Falls die Geschäfte wider Erwarten noch schwieriger würden, werde man beim Personal "nochmal eingreifen", warnte er.

Epcos sei nach dem Ausnahmejahr 2000 mit Beginn dieses Kalenderjahrs "wie noch nie zuvor mit einer plötzlichen Kehrtwende im Bestellverhalten konfrontiert worden". Zum Halbjahr sei der Auftragseingang trotz eines im ersten Quartal noch anhaltenden Booms um 16 Prozent auf knapp zwei Milliarden Mark eingebrochen. Gegenüber den ersten drei Monaten des Geschäftsjahrs 2000/01 (zum 30. September) seien die Bestellungen um 58 Prozent abgesackt. Für die gesamte Periode hat der Epcos-Chef angesichts gleichzeitigen Preisdrucks frühere Umsatzprognosen von 20 auf noch zehn bis 15 Prozent und damit einem Zuwachs von rund vier Milliarden Mark gesenkt. Vor Steuern und Zinsen wurde zugleich die Gewinnmarge von zuletzt 17 auf 16 (Vorjahr 18) Prozent nach unten korrigiert. Für das laufende dritte Quartal erwartet Pegam das Durchschreiten der Talsohle und wieder anziehende Geschäfte für diesen Herbst. Zugleich räumte er ein, dass derzeit Prognosen für die Marktentwicklung sehr ungewiss seien. Wie lange die vor allem durch verhaltenes Wachstum der Mobilfunkbranche ausgelöste Flaute im Bauteilegeschäft anhält, wisse niemand. Auf alle Fälle werde Epcos als europäischer Marktführer 2000/01 besser als der Markt abschneiden.

Als Anpassung an die aktuelle Lage will Pegam außerdem die Investitionen für dieses Jahr um 200 auf noch 700 Millionen Mark kürzen und bei Zulieferen rund 120 Millionen Mark einsparen. Er räumte ein, dass alle Kürzungen zum größten Teil erst nächstes Geschäftsjahr positiv wirken, der Stellenabbau aber dieses Jahr wegen damit verbundener Kosten die Gewinne um rund 20 Millionen Mark drücke. Im Branchenvergleich liefere 2000/01 für Epcos relativ gute Zahlen, meinte Pegam. Gemessen an der eigenen Firmenkonjunktur - die in den letzten Jahren im Schnitt ein 22prozentiges Umsatzplus brachte - zeichne sich allerdings ein mageres Jahr ab, sagte Pegam. Für 2002 rechnet er mit einem prozentual zweistelligen Anstieg von Umsatz und Gewinn.

Analysten zeigten sich vor allem von der erneuten Korrektur der Prognosen enttäuscht. "Die Zahlen für das zweite Quartal sind positiv, sie werden aber überschattet von dem Ausblick", sagte Sal.Oppenheim-Analyst Jürgen Wagner. Stephan Thomas, Fondmanager bei Frankfurt Trust sagte, die Senkung der Prognosen komme nicht überraschend, weil die Handyhersteller ihre Erwartungen schon zurückgenommen hätten. Zuletzt hatte Siemens einen Quartalsverlust im Geschäft mit Mobiltelefonen verbucht und seine Schätzungen auf 400 bis 450 Millionen weltweit verkaufter Handys in 2001 gesenkt.

Epcos selbst geht von einem Absatz von 420 bis 430 Mobiltelefonen im laufenden Jahr aus. Erst gegen Jahresende werde die Einführung des neuen Mobilfunkstandards GPRS zu einer Erholung des Handymarktes führen. Im laufenden Quartal sieht Pegam erst noch einmal eine Verschlechterung des Marktumfeldes. "Wir erwarten einen zunehmenden Preisdruck und der Wettbewerb wird sich verschärfen", sagte Pegam. Er könne deshalb einen Umsatz- und Ergebnisrückgang im dritten Quartal auch gegenüber der Vorjahresperiode nicht ausschließen. In der Sparte Oberflächenwellen-Komponenten (OFW), die Störgeräusche in Mobiltelefonen herausfiltern, könnte das operative Ergebnis im dritten Quartal bei Null liegen, nachdem das Ebit im zweiten Quartal bereits um fast 50 Prozent auf 16,9 Millionen Euro eingebrochen war, hieß es.

Spätestens im vierten Quartal werde sich die Lage aber wieder verbessern, betonte der Epcos-Chef. "Wir gehen davon aus, dass wir im dritten Quartal die Talsohle erreichen und im vierten Quartal die Nachfrage wieder an Dynamik gewinnt".

Der Marktschwäche will Epcos mit Kosteneinsparungen und Personalabbau begegnen. Bisher habe die Restrukturierung Epcos rund fünf Millionen Euro gekostet, im laufenden Jahr werde wahrscheinlich noch einmal die selbe Summe anfallen, sagte Pegam. Durch die Optimierung der Abläufe will Epcos zehn bis 20 Millionen Euro einsparen, durch Einsparungen beim Einkauf in diesem Geschäftsjahr noch 15 Millionen Euro.

Pegam bestätigte die Pläne, wonach Epcos seine Investitionen in Sachanlagen im Geschäftsjahr gegenüber der ursprünglichen Planung um rund 100 Millionen Euro auf 350 Millionen Euro senken werde.

tmh

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