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Wirtschaft: Epigenomics will es wagen

Berliner Biotechfirma geht am 16. Juli an die Börse – Aktie kostet bis 14,50 Euro

Frankfurt am Main Es wird noch Jahre dauern – Analysten schätzen bis 2008 –, bis Epigenomics schwarze Zahlen schreiben wird. Dennoch wagt die Berliner Biotechnologiefirma jetzt den Sprung an die Börse. Läuft alles wie geplant, wäre das die erste Neuemission einer Biotechnologieaktie an der Frankfurter Börse seit mehr als vier Jahren. Dabei rechnet Epigenomics im laufenden Jahr mit einem leichten Rückgang des Umsatzes und deutlich höheren Verlusten. „Wir sind nicht Siemens und sind nicht die Postbank. Wir sind ein Biotechunternehmen, das Verluste macht“, bekannte Vorstandschef Alexander Olek bei der Vorstellung von Epigenomics in Frankfurt freimütig.

2003 machte der Börsenaspirant, der sich auf Diagnostika zur Früherkennung von Krebserkrankungen spezialisiert hat, bei einem Umsatz von 10,8 Millionen Euro einen Verlust von 6,7 Millionen Euro. Mit ähnlichen Zahlen waren Unternehmen zuletzt vor fünf Jahren vor dem Börsencrash an den Neuen Markt gegangen. Allerdings ist die Veränderung bei Epigenomics zum Vorjahr markant: 2002 lag der Umsatz bei nur 1,8 Millionen Euro, der Verlust aber bei 13,9 Millionen Euro. Mit echten Produkten macht das Unternehmen freilich noch kein Geschäft. Das Geld stammt fast ausnahmslos vom Schweizer Pharma-Unternehmen Roche, mit dem die Berliner seit 2002 eine Allianz verbindet. Die ersten Krebs-Tests sollen nach Angaben von Finanzchef Oliver Schacht auch mit Hilfe des Erlöses aus dem Börsengang – 55 Millionen bis 67 Millionen Euro – frühestens 2006 zur Verfügung stehen.

Die „einzigartigen“ Vorteile der von Epigenomics auf der Basis von Gen-Analysen entwickelten Diagnostika liegen nach Ansicht von Schacht auf der Hand: Krebserkrankungen werden mit diesem Verfahren früher und genauer erkannt, womit sich auch die Therapie viel besser als heute bestimmen lasse. Das sei nicht nur gut für den Patienten, sondern senke auch die Kosten des Gesundheitssystems. Weiterer Vorteil: Die Produkte ließen sich in drei bis fünf Jahren bis zur Marktreife entwickeln.

Das Vertrauen von Wagniskapitalgebern – zu ihnen gehört auch die bundeseigene KfW-Banken- Gruppe – in die 1998 gegründete Berliner Firma ist beträchtlich. Die Wagniskapitalgeber halten derzeit gut 84 Prozent der Aktien. Nach dem Börsengang, der ausschließlich einer Kapitalerhöhung dient, werden es noch rund 58 Prozent sein. Der Streubesitz soll dann bei gut 31 Prozent liegen. Allerdings richtet sich die Aktienofferte von Epigenomics weniger an private Anleger als an Fonds, die auf Biotechnologie setzen.

Für Berlin und die dort ansässigen Biotechfirmen könne der Börsengang von Epigenomics eine gewisse Magnet-Wirkung haben, sagte Vorstandschef Olek. Einen nachhaltigen Zuwachs an Arbeitsplätzen dürfte es bei Epigenomics aber nicht geben. In Berlin beschäftigt das Unternehmen derzeit 111 Mitarbeiter, in Seattle in den USA 34.

Interessierte Anleger können die Aktie bis zum 14. Juli zu einem Preis zwischen 11,90 und 14,50 Euro zeichnen. Die Erstnotiz im Prime Standard der Deutschen Börse soll am 16. Juli erfolgen. ro

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