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Wirtschaft: Erben ist gut für die Rente

Postbank-Studie: Private Altersvorsorge wird vernachlässigt / Aktuell sind Immobilien gefragt.

Berlin - Die Rente ist sicher – könnte man meinen, wenn man sich die private Vorsorge der Bundesbürger anschaut. Die Arbeitnehmer legen immer weniger zurück, und viele haben nicht vor, ihre private Altersvorsorge zu erweitern. Von einem „Negativ-Rekord“ sprach am Donnerstag die Postbank bei der Veröffentlichung der inzwischen zehnten Studie zur „Altersvorsorge in Deutschland“. Dazu wurden 1642 in Deutschland lebende Personen ab 16 Jahren befragt. Ein Ergebnis: Im Jahr 2005 sparte jeder Arbeitnehmer im Monat 204 Euro für das Alter, aktuell sind es nur noch 185 Euro.

Für Postbank-Vorstand Michael Meyer ist das „alarmierend“. Er befürchtet einen längerfristigen Trend, der auch auf die Geschäfte der Postbank durchschlagen kann: Die Postbank, die zur Deutschen Bank gehört, hat selbst jede Menge Produkte zur Altersvorsorge in ihrem Programm. Und die verkaufen sich schlecht, wenn die Leute ihr Geld nicht zurücklegen wollen. Die Postbank und das Meinungsforschungsinstitut Allensbach haben zwei Ursachen für das Verhalten der Arbeitnehmer ausgemacht. 52 Prozent der Berufstätigen sorgten sich wegen der Finanzkrise um ihre Altersvorsorge. „Die Bereitschaft, neue und langfristige Vorsorgeverträge in dieser Situation abzuschließen, ist entsprechend gering“, meinte Meyer. Und zum Zweiten ließen sich die Beschäftigten von der vergleichsweise guten Konjunktur blenden. In den bislang zehn Studien zur Altersvorsorge „haben noch nie so viele Befragte angegeben, dass sie das, was sie bisher für ihre Altersvorsorge tun, als ausreichend ansehen.“ Aktuell seien das 44 Prozent der Berufstätigen.

Besonders auffällig ist das Sparverhalten der jungen Leute. Von den 16 bis 29 Jährigen hält mehr als jeder Vierte seine heutige Altersvorsorge für ausreichend. Noch vor fünf Jahren glaubte dies nur jeder Sechste. Dabei stehen diese (Selbst-) Einschätzungen im scharfen Kontrast zur Entwicklung der gesetzlichen Rente. Ein Durchschnittsverdiener von heute muss 27 Jahre arbeiten, um wenigstens eine Rente auf Sozialhilfeniveau zu bekommen. Und im Jahr 2035 werden es schon 35 Jahre sein. Millionen müssten „mit dem Tag des Renteneintritts den Gang zum Sozialamt antreten“ – wenn sie nicht zusätzlich privat fürs Alter vorsorgen, schlug Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vor ein paar Wochen Alarm. Wer 2700 Euro brutto verdient, bringt es nach 35 Berufsjahren im Jahr 2035 zu heutigen Werten gerade einmal auf 743 Euro Rente, bei einem Monatseinkommen von 2900 Euro sind es auch nur 798 Euro.

Aber vielleicht hat dann jeder Rentner eine Wohnung oder ein Haus. Jedenfalls stehen „Immobilien als Altersvorsorge hoch im Kurs“, wie die Postbank festgestellt hat. „Zum Shooting-Star sind dabei Wohnungen oder Häuser zur Vermietung geworden.“ Fast ein Drittel der Arbeitnehmer, die ihre Altersvorsorge erweitern wollen, planen dazu den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Noch wichtiger für einen halbwegs sorglosen Lebensabend ist das Erben. Rund ein Drittel der Beschäftigten hat bereits einmal geerbt und ein weiteres Viertel kann sich auf ein Erbe freuen. Kein Wunder, dass ein Viertel der von Allensbach befragten Arbeitnehmer Erbschaften als „ideale Form der Alterssicherung“ sehen. mit dpa

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