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Wirtschaft: Erdgasautos kommen nicht in Fahrt

Berlin - Erdgas könnte im Straßenverkehr der Zukunft eine weit geringere Rolle spielen als bisher angenommen. Wie aus Kreisen des Verkehrsministeriums bekannt wurde, wird der Erdgasanteil am gesamten Kraftstoffverbrauch bis 2020 nur auf vier Prozent steigen.

Berlin - Erdgas könnte im Straßenverkehr der Zukunft eine weit geringere Rolle spielen als bisher angenommen. Wie aus Kreisen des Verkehrsministeriums bekannt wurde, wird der Erdgasanteil am gesamten Kraftstoffverbrauch bis 2020 nur auf vier Prozent steigen. Das Entwicklungsszenario der EU-Kommission, wonach der Anteil bis 2020 auf zehn Prozent ausgebaut werden soll, sei nicht realistisch. Derzeit macht Erdgas 0,08 Prozent des gesamten in Deutschland verkauften Kraftstoffs aus.

Die EU-Kommission geht in ihrem Weißbuch zur Europäischen Verkehrspolitik davon aus, dass die Bedeutung von Erdgas im Straßenverkehr immer wichtiger werde. Auch die Gasindustrie hält an ihrem selbst gesteckten Ziel fest, den Erdgasverbrauch im Straßenverkehr bis 2020 auf zehn Prozent auszubauen. So soll sich allein in den kommenden drei Jahren die Zahl der Erdgas-Tankstellen von derzeit 500 auf 1000 verdoppeln. „Das Erdgasauto steht vor einem Boom“, sagte Wolf Pluge, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW).

Die Bundesregierung ist da jedoch wesentlich skeptischer. Sie beruft sich auf ein Zukunftsszenario, das die so genannte Expertenarbeitsgruppe „Kraftstoffmatrix“ erstellt hat. Die Gruppe setzt sich unter anderem aus Vertretern des Verkehrsministeriums, der Automobilindustrie, der Mineralölwirtschaft und des Umweltbundesamts zusammen. Demnach sei eine verstärkte Nutzung von Erdgas im Straßenverkehr „substanziell nicht möglich“, hieß es im Verkehrsministerium. Dies zeige sich auch daran, dass trotz der steuerlichen Förderung heute nur rund 20000 Fahrzeuge mit Erdgas angetrieben würden.

In bestimmten Nischen, zum Beispiel bei Taxis, habe Erdgas zwar gewisse Chancen, nicht aber als Kraftstoff für die breite Masse. Die „geringe Fahrzeugeffizienz“ spreche dagegen. Außerdem löse Erdgas nicht das Kohlendioxid-Problem: Das klimaschädliche CO2 entsteht bei der Verbrennung von Erdgas ebenso wie bei konventionellen Kraftstoffen. Darüber hinaus begebe sich Deutschland bei einem höheren Erdgasverbrauch zu sehr in Abhängigkeit vom Hauptlieferanten Russland. Auch das Umweltministerium hält die EU-Vorgabe von zehn Prozent Marktanteil bis zum Jahr 2020 für „sehr ehrgeizig“. Das Potenzial liege „eher in einer Bandbreite von zwei bis zehn Prozent“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

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