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Erdöl: Lukoil will in Deutschland Fuß fassen

Der russische Ölkonzern Lukoil interessiert sich offenbar für die Wilhelmshavener Raffinerie Gesellschaft. Zusammen mit dem US-Konzern Conoco wollen die Russen die dortigen Anlagen modernisieren.

Wilhelmshaven/Moskau - Das Unternehmen verhandele derzeit mit dem amerikanischen Konzern ConocoPhillips über die Beteiligung an einer deutschen Raffinerie. Den Standort nannte er nicht. Conoco hatte die Wilhelmshavener Raffinerie Gesellschaft (WRG) Anfang 2006 gekauft und wenig später eine deutliche Vergrößerung der Anlage angekündigt. In Deutschland sind die Amerikaner außerdem noch mit knapp 20 Prozent an der Mineralölraffinerie Oberrhein in Karlsruhe beteiligt.

Hintergrund für das Lukoil-Interesse an einer deutschen Raffinerie sind die Expansionspläne des russischen Konzerns in Europa. Anfang April hatte das Unternehmen angekündigt, seine Produktionskapazitäten in Europa um zehn Millionen Tonnen ausweiten zu wollen. Deswegen verhandele Lukoil mit ConocoPhillips über eine Beteiligung an einer europäischen Raffinerie oder einer gemeinsamen Modernisierung.

Investitionen von 1,5 Milliarden Euro

Der amerikanische Konzern, der mit 18 Prozent an Lukoil beteiligt ist, will nach eigenen Angaben in diesem Jahr über eine deutliche Vergrößerung der Wilhelmshavener Raffinerie entscheiden. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte Conoco-Europachef Mike R. Fretwell im Mai 2006 Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro bis 2010 in Aussicht gestellt.

Die WRG verarbeitet derzeit überwiegend Nordsee-Öl. Conoco will künftig verstärkt Rohöl aus Russland und unter Umständen auch aus dem Nahen Osten einsetzen.

Lukoil unterstützt Modernisierung

Zuvor hatte Lukoil-Präsident Wagit Alekperow nicht ausgeschlossen, dass sein Konzern in die Modernisierung einer ConocoPhillips-Raffinerie in Deutschland einsteigt. "Wenn es um Deutschland und ConocoPhillips geht, dann ist eindeutig der Betrieb in Wilhelmshaven gemeint", sagte Analyst Andrej Fjodorow von der Alfa-Bank Anfang April. Die Anlagen in Wilhelmshaven eigneten sich auch für die Verarbeitung von russischem Rohöl der Ural-Marke.

In 2006 hat Lukoil 95,2 Millionen Tonnen Rohöl gewonnen und 53,8 Millionen Tonnen verarbeitet. Der Konzern besitzt in Russland, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine insgesamt acht Raffinerien mit einer Gesamtkapazität von 58,5 Millionen Tonnen im Jahr. Zudem hat Lukoil 5830 Tankstellen in 18 Ländern.

Expansion scheiterte bereits mehrmals

In den vergangenen Jahren war Lukoil wiederholt mit Versuchen gescheitert, Raffinerien in Westeuropa zu übernehmen. Der russische Konzern bewarb sich um die Übernahme der Raffinerie Gdansk in Polen, von Mazeikiu nafta in Litauen und von Hellenic Petroleum in Griechenland. 2006 ging Lukoil als Sieger aus einer Ausschreibung zum Kauf der Raffinerie Europoort in Rotterdam hervor. Daraufhin kündigte der Verkäufer, Kuwait Petroleum International, an, sie wolle diese Vermögenswerte nicht mehr verkaufen.

Der russische Analyst Valeri Nesterow vom Investmenthaus Troika Dialog befürchtet, dass der "politische Faktor" zum Haupthindernis für Lukoil in Europa wird. Es gehe um die Vorsicht, mit der die Behörden der EU-Länder die Expansion großer russischer Energieunternehmen auf dem Kontinent verfolgen. (tso/dpa)

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