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Ölpreis

© dpa

Erdöl: Riskanter Preissprung

Das teure Öl könnte die Konjunktur 2008 schwächen – doch noch bleiben die Experten gelassen. Es sind die Spekulanten, die den Ölpreis treiben.

Der Ölpreis hat am Donnerstag erneut einen Rekordstand erreicht. Das vergrößert die Sorge um die Konjunktur. So befürchtet die EU-Kommission Schäden für das Wachstum in der Euro-Zone. "Die Ölpreise sind signifikant gestiegen. Wenn dieses hohe Preisniveau anhält, wird dies Auswirkungen auf die Wirtschaft haben", sagte Kommissionssprecherin Amelia Torres. Deutsche Konjunkturexperten blieben jedoch gelassen. "Die deutsche Wirtschaft hat sich erstaunlich gut an die steigenden Energiepreise angepasst", sagte etwa Hubertus Bardt vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln dem Tagesspiegel. "Ich sehe keine zusätzlichen Risiken für die Konjunktur." Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht keinen Anlass, ihre Notreserven anzutasten, um den Ölpreisanstieg zu dämpfen.

In den USA sind die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche überraschend deutlich gefallen. Das meldete das US-Energieministerium am Donnerstag. In der Folge stieg der Ölpreis zeitweise auf 100,09 Dollar je Fass (159 Liter) - so viel wie nie zuvor. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent stieg in London auf ein Allzeithoch von 98,50 Dollar. Das schürte bei vielen Anlegern die Angst vor Inflation und trieb die Nachfrage nach Gold an. Der Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) stieg in London zeitweise auf ein Rekordhoch von 868 Dollar.

Zwar ist die Nachfrage nach Öl zuletzt stärker gestiegen als das Angebot. Doch es sind die Spekulanten, die den Ölpreis treiben. "Wegen der Finanzmarktkrise ist viel Liquidität im Markt, und das Geld fließt in den Rohstoffsektor", sagt Ingrid Angermann, Rohstoffexpertin der Dresdner Bank. Die Tatsache, dass bei einer sich abschwächenden US-Konjunktur die Nachfrage nach Öl nachlassen werde, komme aktuell noch nicht zum Tragen. Für das erste Quartal rechnet die Expertin jedoch mit einem Preisrückgang auf 85 Dollar pro Fass.

Einen durchschnittlichen Ölpreis von 90 Dollar hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) für seine Wachstumsprognose für 2008 unterstellt. Noch sieht Roland Döhrn vom RWI keinen Anlass, die zuletzt auf 1,7 Prozent gesenkte Vorhersage noch einmal zu korrigieren. Ein Grund dafür sei auch, dass der schwache Dollar den Ölpreiseffekt zum Teil kompensiere. Noch müsse man nicht bange werden, sagte auch Reinhard Kudiß vom Bundesverband der deutschen Industrie. "Die Risiken nehmen zwar zu, aber in einer nach wie vor guten Situation."

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