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Erfolgskurs: VW wieder auf dem Vormarsch

Europas größter Autokonzern Volkswagen ist im vergangenen Jahr auf dem Weg zu einer höheren Ertragskraft deutlich vorangekommen. Positiv aufgenommen wurde am Markt vor allem der Ausblick für 2007.

Wolfsburg - Die in der Ära des früheren Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder eingeleitete Sanierung der Kernmarke VW zeigte Wirkung. VW profitierte zudem von einer kräftigen Absatzsteigerung. Nach einem Umsatz- und Gewinnsprung 2006 auch dank hoher Sondererträge soll die Dividende für die Aktionäre angehoben werden. An der Börse machte die VW-Aktie einen Kurssprung und legte zeitweise um sieben Prozent zu.

2007 rechnet der VW-Konzern mit einem leichten Anstieg der Auslieferungen an Kunden. Bisher war die Branche von einem Rückgang ausgegangen, weil im laufenden Jahr im Vergleich zu 2006 relativ wenig neue Modelle auf den Markt kommen.

2006 stieg das operative Ergebnis des Wolfsburger Konzerns vor Sondereinflüssen - also etwa Kosten für die Restrukturierung - um mehr als 50 Prozent auf rund 4,4 Milliarden Euro. Gründe sind zum einen eine Absatzsteigerung von 10 Prozent auf den Rekordwert von 5,7 Millionen Fahrzeugen. Zum anderen wurde die Wettbewerbsfähigkeit durch deutlich geringere Kosten erhöht. Grundlage dafür ist auch der neue Haustarif für die sechs westdeutschen Werke der Marke VW, den Management und die IG Metall im Herbst 2006 geschlossen hatten. Er sieht deutlich längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich vor. Bereits seit Jahren läuft zudem ein Programm, mit dem Prozesse optimiert werden sollen.

Winterkorn will Toyota toppen

Unter dem neuen Konzernchef Martin Winterkorn will Volkswagen mit "unverminderter Kraft" daran arbeiten, seine Kostenstrukturen weiter zu verbessern. Winterkorn hatte als Ziel formuliert, VW gewinnträchtiger zu machen als den derzeit erfolgreichsten Autobauer der Welt, Toyota.

Nach VW-Darstellung wurde im vergangenen Jahr eine "gute Ausgangsposition" geschaffen, um die mittelfristigen Konzernziele zu erreichen. Für das Geschäftsjahr 2008 will VW ein Ergebnis vor Steuern von 5,1 Milliarden Euro erzielen. 2006 stieg das Vorsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahr um 10,6 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro.

Belastend wirkten sich im vergangenen Jahr Kosten in Höhe von mehr als 2,5 Milliarden Euro für die Restrukturierung vor allem der Kernmarke VW aus. So unterschrieben im vergangenen Jahr rund 6000 VW-Mitarbeiter in den sechs westdeutschen Werken Abfindungsverträge. Dazu kamen tausende von Beschäftigten, die in Altersteilzeit gingen, sowie ein Stellenabbau im Werk Brüssel. Viel Geld kostete VW auch eine einmalige Rentenzuzahlung im Zuge des neuen Tarifvertrages für die westdeutschen Werke. Das so genannte operative Ergebnis nach Sondereinflüssen sank daher um fast 21 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro.

Kein weiterer Jobabbau geplant

VW hatte angekündigt, insgesamt rund 20.000 Stellen zu streichen, um den Produktivitätsrückstand gegenüber Wettbewerbern aufzuholen. Der neue Vorstandschef Winterkorn hatte aber bereits gesagt, einen weiteren Jobabbau solle es nicht geben.

Positiv zu Buche schlugen im vergangenen Jahr hohe Sondererträge, etwa aus dem Verkauf des Autovermieters Europcar. Dazu kam eine Körperschaftsteuergutschrift in Höhe von fast einer Milliarde Euro.

Unterm Strich betrug das Konzernergebnis nach Steuern 2,75 Milliarden Euro, nach 1,12 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 11,6 Prozent auf fast 105 Milliarden Euro. Die Dividende soll auf 1,25 (1,15) Euro je Stammaktie angehoben werden. Das operative Ergebnis 2007 werde voraussichtlich über dem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen des Vorjahres liegen, hieß es.

Experten erwarten gute Fortschritte bei Kernmarke

Das Jahr 2006 hatte VW auch als "Jahr der Restrukturierung" bezeichnet. Pischetsrieder und der frühere VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hatten vor einem Jahr einen verschärften Sparkurs angeordnet, um die schweren Ertragsprobleme der Kernmarke VW in den Griff zu bekommen. Dagegen sind vor allem die Tochter Audi und die Finanzdienstleistungen seit Jahren stabile Ertragsbringer für den Konzern.

Pischetsrieder war Ende 2006 auf Betreiben des mächtigen VW-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch hin abgelöst worden. Im Zuge eines Umbaus der Konzernstrukturen verließ auch Bernhard nach nur zwei Jahren das Unternehmen.

Zum Ergebnis der Kernmarke VW lagen noch keine Zahlen vor, Experten erwarten aber, dass die Marke gute Fortschritte gemacht hat. 2005 hatte das Ergebnis der Marke Volkswagen Pkw nur knapp über der "Null-Linie" gelegen. VW will am 9. März detaillierte Angaben zur Entwicklung in den einzelnen Marken und Regionen im vergangenen Jahr machen. Weiter rote Zahlen dürfte Volkswagen in den USA geschrieben haben. 2005 hatte VW in Nordamerika einen Verlust von 843 Millionen Euro verbucht. (tso/dpa)

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