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Polizisten vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main.

© Reuters

Ermittlungen: Deutsche Bank soll belastende Unterlagen gelöscht haben

Ermittler haben Lücken im Mail-Archiv der Deutschen Bank entdeckt – sie vermuten im Zuge des mutmaßlichen Steuerbetrugs gezielte Datenvernichtung. Die Bank nennt die Vorwürfe absurd.

Wegen des Verdachts des Steuerbetrugs mit CO2-Verschmutzungsrechten erhebt die Staatsanwaltschaft einem Bericht zufolge neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank. Die Ermittler gingen davon aus, dass fünf Mitarbeiter E-Mails zu den vermutlich kriminellen Geschäften gelöscht haben, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Das steht im Widerspruch zu einer früheren Zusage. Nach einer ersten Razzia im Frühjahr 2010 habe das Unternehmen den Behörden zugesagt, vollständig zu kooperieren und alle nötigen Unterlagen zu übergeben, hieß es. Zwei Jahre später hätten Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und Bundeskriminalamt entdeckt, dass Mails fehlten und deren Herausgabe verlangt. Einen Teil des Materials habe die Bank nachliefern können, ein anderer Teil sei bereits endgültig gelöscht gewesen.

Dem Institut zufolge hat niemand manipuliert. In den riesigen Datenmengen sei es zu unbeabsichtigten Lücken gekommen. Die Vorwürfe seien absurd, verteidigte sich die Führung. So gehöre etwa der jetzt festgenommene Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung zu den Leuten, die intern die Aufklärung des Falls vorangetrieben hätten.

Die Ermittler haben insgesamt 25 Mitarbeiter des Dax-Konzerns im Visier – darunter Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause. Die Vorwürfe lauten Steuerhinterziehung, Geldwäsche und versuchte Strafvereitelung im Zusammenhang mit dem millionenschweren Handel mit Luftverschmutzungsrechten. Fitschen und Krause sind nach Angaben der Bank verdächtig, weil sie die Umsatzsteuererklärung für 2009 unterschrieben hatten. Darin hatte das Institut 310 Millionen Euro Steuererstattungen geltend gemacht, die es – aus Sicht der Ermittler – nur wegen Betrugs beanspruchen konnte. Die Bank hatte die Erklärung später zwar korrigiert und auf die Ansprüche "vorläufig verzichtet". Nach Ansicht der Ermittler kam das aber zu spät.

Fitschen fühlt sich ungerecht behandelt

Bankchef Fitschen wies die Vorwürfe zurück. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich als unbegründet erweisen werden", sagte er der Bild-Zeitung. Er sei in seinem Berufsleben stets den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns treu geblieben und fühle sich daher ungerecht behandelt. Für einen Rücktritt sehe er keinen Grund. Dem Handelsblatt sagte Fitschen, das Vorgehen der Staatsanwaltschaft sei überzogen gewesen. Die Anschuldigungen entbehrten jeder Grundlage.

Die Bank habe zwar Fehler gemacht, bekannte der Unternehmenschef: In dem Bestreben, auch international erfolgreich zu sein, habe sein Institut sich auch auf neue Märkte und Produkte konzentriert. "Dabei ist in einigen Fällen das rechte Maß verloren gegangen." Es gebe aber den festen Willen, Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren.

Fitschen führt seit Juni zusammen mit dem gebürtigen Inder Anshu Jain die Deutsche Bank.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sind die anderen Beschuldigten Händler, Fachleute für Steuerrecht, Mitarbeiter der Rechtsabteilung und IT-Spezialisten. Ungefähr 500 Polizisten und Steuerfahnder hatten am Mittwoch die Zentrale der Bank in Frankfurt am Main sowie Wohnungen und Büros in Berlin und Düsseldorf durchsucht. Fünf Beschäftigte der Bank waren festgenommen worden, vier von ihnen müssen vorerst in Untersuchungshaft bleiben.

Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, dpa, Reuters, nf

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