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Wirtschaft: Ermittlungen gegen Parmalat-Gründer Calisto Tanzi Staatsanwalt vermutet Bilanzbetrug

Unternehmen will Gläubigerschutz

Rom (ruf). Der größte italienische Molkerei und Lebensmittelkonzern Parmalat sorgt für weitere Überraschungen. Seit Montag ermitteln die Mailänder Staatsanwälte gegen den Parmalat-Gründer und ehemaligen Vorstandschef Calisto Tanzi wegen Bilanzfälschung. Zusammen mit rund 20 Managern von Parmalat muss sich Tanzi nun unbequeme Fragen über die offenbar gefälschten Bilanzen für das Jahr 2002 gefallen lassen. Das wirkliche Schuldenloch des italienischen Großunternehmens mit über 36 000 Angestellten und 139 Betriebsstätten weltweit soll sich auf rund zehn Milliarden Euro belaufen. Doch der Mailänder Staatsanwalt Angelo Curto, in dessen Händen die Ermittlungen liegen, will sich noch nicht festlegen: „Wir stehen ganz eindeutig einem riesigen Betrugsfall gegenüber und entdecken nach und nach immer mehr Bilanzfälschungen.“ Das reichte aus, um auch den Titeln der Gläubigerbanken Parmalats einen schweren Schlag an der Börse zu verpassen: Die Aktionäre, die Anteile an Capitalia, Banca Nazionale del Lavoro und Banca Intesa besitzen, wollten ihre Bank-Aktien am Montag loswerden. Denn der mögliche Konkurs des Unternehmens aus der Emilia Romagna könnte auch auf die Bilanzen der wichtigsten italienischen Banken verheerende Folgen haben.

Die Zukunft Parmalats wird vermutlich an diesem Dienstag entschieden. Noch vor der außerordentlichen Verwaltungsratssitzung, die für den Abend geplant ist, wird der neue Parmalat-Chef Enrico Bondi zum Konkursrichter in Parma gehen, um dort die Weichen für die Zukunft des Konzerns zu stellen. Es wird erwartet, dass Bondi für das zahlungsunfähige Unternehmen Gläubigerschutz beantragen wird. Damit hätte Parmalat unter einer extern kontrollierten Verwaltung zwei Jahre lang Zeit, ohne Zugriff der Gläubiger seine Konten zu sanieren. Auch die Regierung will sich dafür einsetzen, einen Total-Konkurs Parmalats zu vermeiden.

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