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VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, der bei Porsche im Aufsichtsrat sitzt, soll den Managern ebenso Rückendeckung gegeben haben wie sein Vetter Wolfgang Porsche.

© dpa

Ermittlungen zur gescheiterten VW-Übernahme: Piëch und Porsche unter Verdacht

Die Ermittlungen zur gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche werden ausgeweitet: Jetzt geraten alle Mitglieder des Porsche-Aufsichtsrates ins Visier der Staatsanwälte. Damit auch die Großaktionäre Piëch und Porsche sowie Betriebratschef Hück.

Stuttgart/Hamburg - „Wopo", wie Wolfgang Porsche für Freunde heißt, wird im Mai 70 Jahre alt. Und sein Cousin Ferdinand Piëch, bald 76, feilt am Lebenswerk: Bereits 2015 könnte der von ihm beaufsichtigte VW-Konzern Nummer eins der Autowelt sein.

Bei so viel Größe und Altersglanz stört der Staatsanwalt. Die Stuttgarter Justiz bringt den Wirtschafts-Clan in Unruhe. So ist jetzt klar geworden, dass unter anderem gegen drei Porsches und zwei Piëchs ermittelt wird. Sie gehörten 2008 dem Aufsichtsrat von Porsche an. Es geht um den Verdacht der Beihilfe zur Kursmanipulation in der heißen Phase des Porsche-VW-Konfliktes, bestätigte die Behörde am Dienstag. Es drohen bis zu fast vier Jahren Haft.

Im Visier der Ermittler sind die Prominentesten der Dynastie: Wolfgang Porsche als Chefaufseher der Porsche Automobil Holding SE und sein Cousin Ferdinand Piëch, Aufseher der Porsche SE und als Chefkontrolleur von Volkswagen einer der mächtigsten Männer der Industrie.

Für beide kommt das juristische Sperrfeuer sehr ungelegen. Es ist das Nachspiel eines spektakulären Wirtschaftskampfs. Die Porsches wollten 2008 Volkswagen kapern – und wären darüber fast zerbrochen. Ohnehin ähnelt das Verhältnis der Porsches und der Piëchs zueinander der TV-Serie „Dallas“ rund um die US-Öldynastie Ewing. Auch der deutsch-österreichische Doppelclan der Porsches und Piëchs bewies einen Hang zur gepflegten Intrige. In den 1970er-Jahren sollte sogar ein Familientherapeut schlichten. In der Dekade darauf stand Porsche vor der Pleite, dann machte der Sportwagenbauer die Familie zu Milliardären.

Niemand weiß, ob die Ermittlungen in eine Anklage münden. Doch klar ist, warum ermittelt wird: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart geht davon aus, dass der Aufsichtsrat der Porsche SE zwischen März und Oktober 2008 über eine komplette Übernahme von VW gesprochen hat. Doch erst am 22. Oktober machte Porsche den Plan publik. Strafrechtlich würden mögliche Vergehen nach fünf Jahren verjähren, also im März 2013. Anleger sehen sich getäuscht. Sie machen in Deutschland und den USA gerichtlich Milliardenschäden geltend. Vor allem Hedgefonds wehren sich.

Auch gegen Arbeitnehmervertreter im Porsche-Aufsichtsrat wird ermittelt. „Ja, es stimmt, wir haben das Schreiben der Staatsanwaltschaft bekommen“, sagt Betriebsratschef Uwe Hück dem Handelsblatt: „Ich frage mich aber, warum jetzt.“ An den Vorwürfen sei nichts dran. Er brauche jetzt Akteneinsicht.

Pikant: Piëch hatte 2009 erklärt, die Tragweite der Optionsdeals des Porsche-Vorstands bei Übernahme von VW nicht überblickt zu haben. Porsche hatte sich seit 2005 so zu relativ niedrigen Kursen den Zugriff auf VW-Aktien gesichert.

Das Oberlandesgericht Stuttgart hat Piëch bereits eine Verletzung seiner Pflichten als Aufsichtsrat testiert. Nun droht mehr Ungemach. M. Buchenau, M.C. Schneider (HB)

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