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Ernte-Jobs: "Das Experiment ist gescheitert"

Um den Einsatz von Langzeitarbeitslosen als Erntehelfer ist neuer Streit entbrannt. Bauernpräsident Sonnleitner forderte ein Ende der Regelung, die in diesem Jahr erstmals gilt.

Berlin - "Das Experiment ist gescheitert", sagte Gerd Sonnleitner der "Passauer Neuen Presse". Die Landwirte hätten sich nach Kräften bemüht, Arbeitslose anzuheuern, oft aber nicht genügend Leute gefunden. Im Bundesarbeitsministerium wurde dagegen hervorgehoben, dass bei der Bundesanstalt für Arbeit (BA) genug Kräfte für Ernte-Jobs zur Verfügung stünden. Sonnleitner könne seine Kritik nicht mit "Zahlen und Fakten untermauern", hieß es aus Ministeriumskreisen.

Sonnleitner forderte, die Erntehelfer-Regelung nach dieser Saison auslaufen zu lassen: "Die Praxis hat gezeigt, dass es nicht funktioniert". Viele Betriebe hätten große Einbußen erlitten, weil sie nicht genügend Helfer gefunden hätten. Durch die Regelung werde die deutsche Landwirtschaft im internationalen Wettbewerb benachteiligt, betonte der Chef des Deutschen Bauernverbandes (DBV).

"Planwirtschaftlicher Irrweg"

Unterstützung bekam Sonnleitner aus der FDP: Mit ihrem "planwirtschaftlichen Irrweg" hätten Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) und Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) einen akuten Mangel an Erntehelfern verursacht, erklärte der agrarpolitische Fraktionsexperte Hans-Michael Goldmann in Berlin. Auf diese Weise werde "leichtfertig mit den Existenzen heimischer Betriebe gespielt".

Im Bundesarbeitsministerium wurde dagegen darauf verwiesen, dass es bei der BA einen Pool mit 40.000 Interessenten für die Saisonarbeiten gebe. Dies seien mehr, als zur Erfüllung der vorgeschriebenen Quote benötigt würden. Die Quote orientiert sich an der Zahl der im vergangenen Jahr in der Landwirtschaft eingesetzten Saisonarbeiter. Dies waren 325.000. In diesem Jahr gilt die Regelung, dass mindestens zehn Prozent dieser Helfer, also 32.500, deutsche Arbeitlose sein müssen. Mindestens 80 Prozent, also etwa 260.000, dürfen die Bauern nach wie vor in Ost- und Mitteleuropa anwerben. Weitere 32.500 dürfen sie nur anwerben, wenn die Arbeitsagenturen keine Arbeitslosen vermitteln können. Die Regelung ist zunächst auf dieses und das nächste Jahr befristet. (tso/AFP)

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