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Erste bundesweite Umfrage: Vor allem junge Leute essen Geflügel

Die Geflügelwirtschaft hat erstmals das Ernährungsverhalten ihrer Kunden in Deutschland ausgewertet und einen Atlas erstellt. Demnach essen Ossis mehr Geflügel als Wessis – und Junge mehr als Alte.

Gut, dass es Umfragen gibt. So wissen wir dank der R+V-Versicherung, dass die größten Hasenfüße der Nation in Mecklenburg-Vorpommern leben, die größten Optimisten dagegen in Berlin zu Hause sind. Die meisten Raser auf deutschen Straßen kommen aus Nordrhein-Westfalen, mit 277 Minuten am Tag sitzen die Menschen in Sachsen-Anhalt am längsten vor der Glotze, in Bayern werden die meisten Gurken angebaut und in Nordrhein-Westfalen besonders viele Möhren. Fast alles ist erforscht und ausgewertet. Deutschland ist ein offenes Buch.

Huhn oder Hahn im Einkaufskorb: Laut der neuen Studie 69 Prozent der Deutschen mindestens einmal in der Woche Geflügel.
Huhn oder Hahn im Einkaufskorb: Laut der neuen Studie 69 Prozent der Deutschen mindestens einmal in der Woche Geflügel.

© shishiga - Fotolia

Doch aus einem Bereich haben wir bisher nur wenig erfahren, aus der Welt des Geflügels. Diese Wissenslücke will der Zentralverband der Geflügelwirtschaft nun schließen. Die Geflügelhalter, die sich seit Jahren wegen der Massentierhaltung in den Großanlagen und des Antibiotikaeinsatzes in der Mast rechtfertigen müssen, sind offensichtlich auf der Suche nach guten Nachrichten. Sie haben das Forschungsinstitut Emnid mit einer repräsentativen Umfrage unter Deutschen über deren Einstellungen und Essensgewohnheiten beauftragt. Daraus entstanden ist der erste deutsche Geflügel-Atlas. Weil dessen Ergebnisse dem Tagesspiegel vorab vorliegen, wissen wir jetzt, wo die größten Geflügelfleischliebhaber sitzen und wie die Deutschen das Fleisch der Hähnchen, Enten, Gänse und Puten am liebsten verzehren.

Gut 97 Millionen Hähnchen, 13 Millionen Puten, mehr als 2,7 Millionen Enten, 544 000 Gänse und knapp 48 Millionen Legehennen leben in Deutschland. Die meisten landen irgendwann im Topf oder in der Pfanne. Mehr als 19 Kilogramm Geflügelfleisch isst – statistisch gesehen – jeder Deutsche im Jahr. Rechnet man die sieben Millionen Vegetarier und Veganer heraus, ist der Pro-Kopf-Wert unter den Hühner- und Entenfleischliebhabern noch deutlich höher.

Glaubt man dem jetzt erstmals veröffentlichten Geflügelatlas, essen 69 Prozent der Deutschen mindestens einmal in der Woche Geflügel, bei den Ostdeutschen stehen „Broiler“ und Co. mit 75 Prozent noch höher im Kurs. Absolute Spitze ist Mecklenburg-Vorpommern mit 83 Prozent, das Schlusslicht unter den deutschen Bundesländern bildet Baden-Württemberg mit 61 Prozent. Berlin liegt mit einer Quote von 77 Prozent deutlich über dem Durchschnitt.

Zweite Erkenntnis: Vor allem junge Leute stehen auf Geflügel. 80 Prozent der 14- bis 29-Jährigen essen mindestens einmal pro Woche – vermutlich zumeist in Form von Chicken Wings, -Nuggets oder -Burgern. Viele (28 Prozent) wollen den Konsum sogar noch steigern. Dagegen schmeckt Geflügel den Älteren weniger gut. In der Generation 60 plus stehen bei nur 57 Prozent der Menschen Putensteak, Hühnerkeule oder Entenbrust an wenigstens einem Tag der Woche auf dem Speiseplan. Drittes Ergebnis: 92 Prozent der Deutschen halten Geflügelfleisch für gesund, das dürfte die Halter freuen. Allerdings legen genauso viele Menschen Wert auf eine tiergerechte Haltung – das dürfte der Branche zu denken geben.

Was Ost und West trennt: Im Westen legt man besonderen Wert auf Bio und darauf, dass das Fleisch aus Deutschland kommt. Im Osten hält man das für nicht so wichtig. Dass das Huhn von einem Bio-Hof kommt, ist in Brandenburg nur für etwas mehr als ein Drittel der Befragten von Bedeutung. In Niedersachsen sind es dagegen 58 Prozent. 76 Prozent der Berliner möchten, dass das Geflügel aus Deutschland und nicht aus dem Ausland kommt. Das klingt nach viel, liegt aber deutlich unter dem Bundesschnitt von 84 Prozent.

Topf oder Grill? Auch bei der Zubereitung gibt es große Unterschiede. In Sachsen-Anhalt liebt man es, das Fleisch zu grillen. In Berlin landet das Fleisch besonders häufig im Backofen, in Mecklenburg-Vorpommern im Topf. Die Umfrage soll jährlich aktualisiert werden – wie gesagt, die weißen Flecken werden immer kleiner im vereinten Deutschland.

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