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Wirtschaft: Erste Niederlage für Anshu Jain

Die Finanzaufsicht legt ihr Veto gegen einen Vertrauten des künftigen Co-Chefs der Deutschen Bank ein.

Frankfurt am Main - Der Name William Broeksmit tauchte in der Mitteilung der Deutschen Bank am Freitag nicht mehr auf. Aber noch bevor die designierten Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen im Mai übernehmen, haben sie bei einer wichtigen Personalie ihre erste Niederlage kassiert. Der als Risiko-Vorstand favorisierte Amerikaner Broeksmit wird nicht in den Vorstand aufrücken, der Aufsichtsrat berief stattdessen den 46-jährigen Schotten Stuart Lewis und folgte damit der Vorgabe der Finanzaufsicht Bafin. Die hatte Broeksmit – für Jain und Fitschen offenbar überraschend – abgelehnt. Details nannten weder die Deutsche Bank noch die Bafin. Laut Kreditwesengesetz kann die Bafin die Erlaubnis zur Führung eines Instituts versagen, wenn sie Qualifikation oder Zuverlässigkeit des Kandidaten anzweifelt oder dessen Führungserfahrung für zu gering hält. Letzteres soll den Ausschlag gegen Broeksmit gegeben haben, denn er soll bisher nur ein Team von 200 Mitarbeitern geführt haben. Der jetzt berufene Lewis dagegen sei für 4000 Mitarbeiter verantwortlich, hieß es. Nach Einschätzung von Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance schaute die Bafin genauer hin, weil es sich um eine systemrelevante Bank handelt. „Einen solch spektakulären Fall habe ich noch nicht erlebt. Das wird normalerweise im Vorfeld abgestimmt.“ Die Bankenszene sieht die Sache als Ohrfeige für Jain, der mit Broeksmit einen Vertrauten berufen wollte. Beide waren 1996 gemeinsam von Merrill Lynch zur Deutschen Bank gekommen. Während der derzeitige Risiko-Vorstand Hugo Bänziger und IT-Vorstand Hermann Lamberti Ende Mai gehen müssen, berief der Aufsichtsrat neben Lewis den Amerikaner Henry Ritchotte und den Österreicher Stephan Leithner in den Vorstand – alle drei sind Manager aus „Anshus Army“, wie Jains Vertraute intern genannt werden. Rolf Obertreis

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