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Wirtschaft: Erste Strafanzeigen im Vioxx-Fall Pharmakonzern weist Vorwürfe zurück

Berlin Im Arzneimittelskandal um das Schmerzmittel Vioxx gibt es die ersten Strafanzeigen. Am Donnerstag hätten Hinterbliebene eines verstorbenen Berliner Patienten Strafanzeige gegen das US-Pharmaunternehmen Merck wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gestellt, sagte der Berliner Rechtsanwalt Andreas Schulz dem Tagesspiegel.

Berlin Im Arzneimittelskandal um das Schmerzmittel Vioxx gibt es die ersten Strafanzeigen. Am Donnerstag hätten Hinterbliebene eines verstorbenen Berliner Patienten Strafanzeige gegen das US-Pharmaunternehmen Merck wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gestellt, sagte der Berliner Rechtsanwalt Andreas Schulz dem Tagesspiegel. Bereits einen Tag zuvor hatte der Berliner Anwalt Axel Schirmack im Auftrag eines Mandanten Anzeige gegen drei Geschäftsführer der deutschen Merck-Tochter MSD Sharp & Dohme (MSD) erstattet. Den Versuch, Gespräche aufzunehmen, um ein außergerichtliches Verfahren einzuleiten, hat MSD nach Auskunft der Berliner Anwaltskanzlei Michael Witti abgelehnt. Ein MSD-Sprecher wollte das am Donnerstag nicht kommentieren.

Der amerikanische Pharmakonzern Merck hatte Vioxx vor zwei Wochen weltweit vom Markt zurückgenommen. Nach Angaben des Konzerns hatte eine Darmkrebsstudie ergeben, dass Vioxx bei Patienten das Risiko für Schlaganfälle und Herzanfälle vergrößere. Das Mittel steht im Verdacht, für zahlreiche Todesfälle verantwortlich zu sein. Seit der Markteinführung in Deutschland im Jahr 1999 haben nach MSD-Angaben 1,5 Millionen Patienten das Medikament geschluckt. Weltweit hatte Merck mit dem Schmerzmittel im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Dollar umgesetzt.

Nach Angaben des Berliner Opferanwalt Schulz wurde die Anzeige der Frau und des Sohns des Verstorbenen, die am Donnerstag gegen Verantwortliche der Firma gerichtet wurde, bei der Staatsanwaltschaft München I gestellt. In deren Zuständigkeitsbereich liegt der Sitz der Merck-Tochter MSD. Durch Aussagen von Arzneimittel-Experten und Fachartikeln bestehe der Verdacht, dass Merck von den Risiken des Medikaments wusste und diese in Kauf genommen habe, sagte Anwalt Schulz.

Sein Kollege Schirmack vertritt einen Mandanten, der Vioxx seit 1999 wegen rheumatischer Gelenkschmerzen eingenommen hatte. Im Mai 2003 erlitt er einen Herzinfarkt. Es bestehe der Verdacht, dass die ersten klinischen Erkenntnisse über ein erhöhtes Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten durch die langfristige Einnahme von Vioxx schon lange vor Oktober 2004 bekannt gewesen waren, sagte Schirmack. Auch der Hannoveraner Pharmakologe Dirk Stichtenoth sagte dieser Zeitung: „Es gab seit dem Jahr 2000 Hinweise. Das Unternehmen hätte eher handeln müssen.“

Ein MSD-Sprecher wies den Vorwurf, das Unternehmen habe zu spät reagiert, zurück. MSD habe Ärzte und Behörden stets frühzeitig informiert. Weitere Kanzleien bereiten nach Tagesspiegel-Informationen Anzeigen vor. I.B./pet

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