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Wirtschaft: Erwartungen der Analysten gehen weit auseinander

MÜNCHEN (tmh).Deutschlands Finanzwelt blickt am Mittwoch mit Spannung auf die Siemens AG.

MÜNCHEN (tmh).Deutschlands Finanzwelt blickt am Mittwoch mit Spannung auf die Siemens AG.An diesem Tag veröffentlicht der Elektrokonzern seine vorläufigen Geschäftszahlen für die abgelaufene Periode 1997/98 (zum 30.September).Selten lagen im Vorfeld die Erwartungen der Bankenanalysten so weit auseinander wie dieses Mal.Unsicherheit herrscht insbesondere über den Umfang des Restrukturierungsaufwands für die Problemsparten des Konzerns.Siemens selbst hat in den letzten Monaten eigene Prognosen nach unten korrigiert und einen Gewinnrückgang nicht ausgeschlossen.Die meisten Analysten rechnen für 1997/98 ohne Berücksichtigung außerordentlicher Sanierungskosten mit einer Stagnation des Jahresüberschusses bei rund 2,6 Mrd.DM.So schätzt der Siemens-Experte der Bayerischen HypoVereinsbank (HVB) den Jahresüberschuß auf 2,57 (Vorjahr 2,61) Mrd.DM.Nach Aufwendungen für die Restrukturierung hält er allerdings einen Konzernfehlbetrag von 210 Mill.DM für möglich.Die Bankgesellschaft Berlin erwartet dagegen einen Gewinn von 1,9 Mrd.DM.

Siemens wollte die Profite 1997/98 ursprünglich auf gut drei Mrd.DM verbessern.Vor allem ein bis zu 95prozentiger Preisverfall im Produktbereich Speicherchips machte diese Pläne zunichte.In Großbritannien schließt der Konzern deshalb ein hochmodernes Chipwerk, was nach Angaben von Siemens mit Kosten von einer Mrd.DM zu Buche schlägt.Ein weiterer Abbau der Chipkapazitäten sei zudem nicht ausgeschlossen.Analysten der Bankgesellschaft Berlin halten deshalb das Aus auch für eine Siemens-Chipfabrik in Frankreich für möglich.Der Abschluß 1997/98 werde davon allerdings nicht mehr belastet.Vielmehr würden die Sparten Verkehrstechnik, Energieerzeugung/KWU und Mobiltelefone das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres belasten.Allein die in Berlin angesiedelte Sparte Verkehrstechnik soll ein Minus von fast 500 Mill.DM präsentieren.Auch hier gab es Gerüchte über einen Verkauf oder ein Joint-venture mit einem anderen Partner.Bei Siemens heißt es aber, dies sei gegenwärtig "kein Thema".

Insgesamt erwarten die Bankanalysten außerordentliche Belastungen zwischen knapp drei und weit über vier Mrd.DM.Dem stünden außerordentliche Erträge aus dem Verkauf von Unternehmensteilen oder Immobilien im Gegenwert von bis zu 1,5 Mrd.DM gegenüber.Letztlich dürfte für das Ergebnis 1997/98 ausschlaggebend sein, inwiefern der Konzern anfallende Sanierungskosten noch für die vergangene Periode ergebniswirksam verrechnet.

Uneins sind die Analysten auch über die zu erwartende Dividende.Die Mehrheit baut auf eine gleichbleibende Ausschüttung von 1,50 DM je Aktie.Auf einer Linie sind dagegen die Umsatzprognosen.Die Schätzungen liegen zwischen 116 und 118 Mrd.DM für 1997/98 nach 107 Mrd.DM in der Vorperiode.Für 1998/99 erwarten Siemens-Kenner eine spürbare Entlastung für die Problemsparten.So rechnet die HVB mit einer Halbierung der operativen Halbleiterverluste auf rund eine halbe Mrd.DM.Die Sparte Verkehrstechnik sieht der HVB-Analyst im laufenden Geschäftsjahr wieder in der Gewinnzone.Die technischen Mängel bei KWU seien bald ausgestanden und auch das zuletzt schwächelnde Geschäft mit Mobiltelefonen komme wieder auf Kurs.Allerdings könnte die Erholung des Konzerns auf Kosten der Arbeitsplätze gehen.Die Bankgesellschaft hält neuen Personalabbau speziell in der Verkehrstechnik für möglich.Salomon-Smith-Barney vermutet einen konzernweiten Abbau von 20 000 Stellen.Bis zur endgültigen Bilanzvorlage in vier Wochen erwarten die Analysten von Siemens jedenfalls konkrete Schritte zur Ergebnisverbesserung.Sonst könne auch Siemens-Chef Heinrich von Pierer selbst Probleme bekommen.

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