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Da fliegt sie schon. Die neue Ariane 6 soll 2020 erstmals abheben.

© Abb.: Esa

Esa-Ministerratskonferenz beschließt Ariane 6: Europa einigt sich auf neue Rakete

In Luxemburg beschließen die 20 Esa-Staaten, eine neue Trägerrakete zu bauen. Sie soll 2020 erstmals fliegen. Deutschland zahlt 22 Prozent der Kosten - und bekommt wichtige Aufträge für die Industrie.

Die europäische Trägerrakete Ariane 5 bringt zuverlässig Satelliten ins All, doch sie ist ausgesprochen teuer. Konkurrenten wie die US-Firma SpaceX bieten Flüge mitunter für nur zwei Drittel der Ariane-Preise an. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, soll ein Nachfolgemodell her. Wie das aussehen könnte und wer die Entwicklung bezahlt, darüber diskutierten am Dienstag die zuständigen Minister der 20 Mitgliedsstaaten der europäischen Raumfahrtagentur Esa in Luxemburg.

90 Millionen Euro soll der Flug kosten

Im Vorfeld hatte sich bereits abgezeichnet, dass es nicht auf eine Weiterentwicklung namens Ariane 5 ME hinausläuft, die lange von Deutschland favorisiert wurde. Stattdessen soll eine neue Ariane 6 gebaut werden, die in zwei Ausstattungsvarianten elf beziehungsweise sechs Tonnen Fracht ins All bringen kann. Der Preis pro Start soll 90 Millionen Euro betragen, der Erstflug 2020 erfolgen. Airbus Defence and Space (ehem. Astrium) sowie der französische Triebwerkhersteller Safran wollen dafür ein gemeinsames Unternehmen gründen, das die Rakete baut.

Das investierte Geld kommt in die heimische Industrie zurück

Die Entwicklungskosten werden auf 4,3 Milliarden Euro beziffert. Traditionell arbeitet die Esa nach dem Prinzip des Georeturn: Je nachdem, wie viel Geld ein Land in eines der Esa-Programme gibt, erhält es entsprechende Aufträge für die heimische Industrie. Das gilt als einer der Gründe dafür, warum die Ariane bisher so teuer ist. Brigitte Zypries (SPD), Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung und Leiterin der deutschen Delegation, will aber an diesem Konzept festhalten.

Deutschland übernimmt 22 Prozent der Kosten

Der Beschluss von Luxemburg sieht vor, dass Deutschland in den nächsten zehn Jahren insgesamt 1,8 Milliarden Euro in das Trägerprogramm der Esa einzahlen wird, das neben der Entwicklung der Ariane 6 die Weiterentwicklung der kleineren „Vega“-Rakete sowie der vorhandenen Ariane 5 umfasst. Bei der Ariane 6 beträgt der Anteil Deutschlands 22 Prozent, Frankreich übernimmt 52 Prozent der Kosten. Völlig sicher ist die neue Trägerrakete dennoch nicht. 2016 soll bei der nächsten Esa-Ministerratskonferenz erneut darüber beraten und die Fortsetzung endgültig beschlossen werden.

Rakete der Zukunft. Die Ariane 6 soll billiger und flexibler sein als die Ariane 5. Derzeit werden verschiedene Designentwürfe diskutiert, mit denen das gelingen soll.
Rakete der Zukunft. Die Ariane 6 soll billiger und flexibler sein als die Ariane 5. Derzeit werden verschiedene Designentwürfe diskutiert, mit denen das gelingen soll.

© Abb.: Esa

Im Gegenzug für das deutsche Okay zur Ariane 6, so die Forderung, sollten sich Italien und Frankreich wieder stärker in das Programm für die Internationale Raumstation (ISS) einbringen. Hier hatte Deutschland zuletzt rund 50 Prozent der Kosten getragen. Bei dem nun verhandelten Zeitraum von 2015 bis 2017 hatten sich die Deutschen ein Limit von 37,7 Prozent gesetzt.

Forschung auf der Raumstation wird gestärkt

Die Strategie ging offenbar auf. Wie der Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain am Dienstagnachmittag mitteilte, seien für das ISS-Programm 860 Millionen Euro zusammengekommen, wobei die ursprünglich vereinbarte Lastenverteilung - der sogenannte Toulouse-Schlüssel - wieder hergestellt wurde. Deutschland übernimmt 36 Prozent, das sind 310 Millionen Euro, für den Betrieb der Raumstation.

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) wertet die Verhandlungsergebnisse als „vollen Erfolg“. „Von den gefassten Beschlüssen profitieren auch die rund 200 mittelständisch geprägten Zulieferunternehmen in Deutschland“, sagte BDLI-Präsidiumsmitglied Marco Fuchs.

Ein weiterer wichtiger Beschluss in puncto Exploration wurde zum Exomars-Programm gefasst. Bei dieser Kooperation mit Russland soll 2016 ein Orbiter den Roten Planeten umkreisen. Zwei Jahre später soll ein Forschungsroboter auf der Oberfläche abgesetzt werden, der unter anderem Bodenproben aus dem Untergrund gewinnen und vor Ort untersuchen soll. Dieser zweite Teil der Mission war lange umstritten und daher nicht ausreichend finanziert. Laut Dordain ist nun genügend Geld zusammengekommen, um die Industrie mit Designstudien für den Rover zu beauftragen.

Nachfolger von Dordain könnte DLR-Chef Wörner werden

Die Amtszeit des Esa-Generaldirektors geht dem Ende zu. Am 18. Dezember soll ein Nachfolger gewählt werden. Vier Kandidaten sind noch im Rennen, einer davon ist Johann-Dietrich Wörner, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Hinzu kommen Volker Liebig, Esa-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme; Gaele Winters, Esa-Direktor für Launcher, sowie Eric Morel de Westgaver, Esa-Direktor für Industrie, Beschaffung und Recht. Diese drei haben - nach allem, was aus den Esa-Fluren nach außen dringt - nur geringe Chancen.

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