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Wirtschaft: Ethisch-ökologische Anlagen: Nachfrage steigt

Immer mehr Investoren wollen Geldanlage mit Umweltschutz und Moral verbinden. Doch wer sein Kapital auch nach ethisch-ökologischen Maßstäben investiert, kann sich leicht im Dickicht aus Anspruch und Angeboten verirren.

Immer mehr Investoren wollen Geldanlage mit Umweltschutz und Moral verbinden. Doch wer sein Kapital auch nach ethisch-ökologischen Maßstäben investiert, kann sich leicht im Dickicht aus Anspruch und Angeboten verirren. Aus dem Anlageverhalten privater und institutioneller Investoren hat Hermann-Joseph Tebroke, Ökonomie-Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg, den Eindruck gewonnen, dass "mit Blick auf Rendite und Risiko ungeprüfte Investitionen in Portfolios gelangen können". Der Themenkomplex sei schwierig, sagt er. Zum einen sei es für Anleger generell kompliziert, ihre ethisch-moralischen Maßstäbe in Investments wiederzuerkennen. Zum anderen wüchsen Zahl und Art der Angebote rasant.

34 ethisch-ökologische Fonds

Allein zu den - heute 34 - Fonds, die etwa die Hälfte des ethisch-ökologisch angelegten Kapitals in Deutschland von gut sechs Milliarden Mark auf sich vereinen, sind in den vergangenen zwölf Monaten 13 Aktienfonds und ein gemischter Fonds hinzu gekommen. Damit reagieren Fondsanbieter darauf, dass sich das Kapital in "grün-ethischen" Fonds seit 1998 verfünffacht hat. Eine stärkere Integration ethisch-ökologischer Aspekte in die Geldanlage wollen Experten auch darin erkennen, dass die Anbieter der ab 2002 staatlich geförderten "Riester-Produkte" für die Altersvorsorge darüber informieren müssen, inwieweit sie ethische, soziale und ökologische Belange berücksichtigen.

Um Klarheit in die Vielzahl der Angebote zu bringen, sei es für Anleger wichtig, die eigenen Anlagemaßstäbe zu gewichten, sagt Tebroke. Steht die ethisch-ökologische Ausrichtung an erster Stelle noch vor dem Wunsch, eine möglichst hohe Rendite bei erträglichem Risiko zu erzielen? Wer großen Wert auf ethische Maßstäbe legt, kommt nicht ohne so genannte Negativlisten aus. Diese schränken aber das Anlageuniversum und damit gegebenenfalls Renditechancen ein. Reicht es aus, wenn - wie in den USA üblich - Firmen der Branchen Tabak, Glücksspiel, Alkohol oder Atomkraft nicht ins Depot kommen? Oder sollte die Anlage etwa Pioniere der Ökologie fördern? Orientierung bieten spezielle Aktienindizes.

Es fehlt ein allgemeiner Maßstab

So werden für die "Dow Jones Sustainability Group Indices" aus jeder Branche die Gesellschaften mit der relativ stärksten ethisch-ökologischen Ausrichtung ausgewählt und erst in Subindizes "unsaubere" Branchen ausgeschlossen. Der neue "FTSE 4 Good" geht umgekehrt vor. Ethisch-ökologische Bewertungen vergeben Researchfirmen wie die Schweizer SAM, die Münchener Oekom oder Banken wie Sarasin. Orientierungsansätze sind damit zwar geschaffen, gefordert wird aber meist eine einheitliche Messlatte.

Die Wertentwicklung der Anlagen für das gute Gewissen ist offenbar nicht schlechter als die konventioneller Investments. So hat die Bank Sarasin festgestellt, dass Aktienkurse ökologisch orientierter Firmen sogar besser abschneiden als andere. Allerdings gilt das nicht für eine sozial-ethische Ausrichtung. Oekom kam in einer Untersuchung von 161 Firmen zu dem Schluss, dass die Performance "öko-aktiver Unternehmen überwiegend besser ist als bei anderen", sagt Analyst Matthias Bönning.

rez

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