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Wirtschaft: EU macht Gummibärchen billiger

Kommission will den Zuckermarkt reformieren – Verbraucher profitieren

Brüssel/Berlin Brüssel will die Subventionen für die Zuckerproduktion drastisch kürzen – das könnte Gummibärchen in Deutschland schon bald billiger machen. Am Mittwoch schlug die EU-Kommission eine Reform der Zuckermarktordnung vor, die eine Senkung der Zuckerpreise in der EU um 39 Prozent vorsieht. „Ich bin überzeugt, dass die Zuckerproduzenten in der EU nur dann eine Zukunftsperspektive haben, wenn wir jetzt entschlossen handeln“, sagte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel am Mittwoch in Brüssel. Der Deutsche Bauernverband wies die Vorschläge als „völlig überzogen“ zurück. Auch die Zuckerindustrie und Entwicklungsländer kritisierten die Pläne.

Mit der Reform der Zuckermarktordnung beugt sich die EU dem Druck der Welthandelsorganisation WTO. Die Europäer schotten sich schon seit 1968 gegen Zuckerlieferungen aus Nicht-EU-Ländern ab. EU-Zucker aus Rüben kostet dreimal so viel wie Importzucker aus Zuckerrohr. Mit Hilfe von Subventionen wird der EU-Zucker aber künstlich verbilligt auf dem Weltmarkt verkauft. Dagegen hatten große Produzenten wie Brasilien, Thailand und Australien vor der WTO geklagt – und gewonnen.

Nach den Plänen der EU-Kommission soll der Garantiepreis für weißen Zucker bis 2010 schrittweise von derzeit 632 Euro pro Tonne auf knapp 386 Euro sinken. Im Gegenzug will die EU-Kommission Bauern für die Einkommensverluste zu 60 Prozent entschädigen. Die Vorschläge der EU-Kommission werden jetzt den 25 EU-Regierungen vorgelegt. Die EU-Agrarminister wollen sich bei ihrem nächsten Treffen am 18. Juli in Brüssel mit dem Vorschlag befassen. Die EU-Kommission hofft auf eine Einigung bis November.

Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bewertete die Vorschläge positiv. „Der Entwurf verbindet die Ziele, eine am Markt ausgerichtete und wettbewerbsfähige Zuckererzeugung zu sichern und mehr Gerechtigkeit in die internationalen Agrarhandelsbeziehungen einkehren zu lassen.“ Die CSU warnte dagegen, der Entwurf „hätte fatale Folgen für viele Zuckerrübenbauern und Arbeitsplätze in der Branche“.

Wie die Bauern wehrt sich auch die Zuckerindustrie gegen die Reform – vor allem wegen der Höhe der Preissenkungen. „Das ist völlig über das Ziel hinausgeschossen“, sagte Südzucker-Finanzvorstand Christoph Kirsch dem Tagesspiegel. Eine 20-prozentige Senkung hätte genügend Quote aus dem Markt genommen, sagte Kirsch.

Auch die Entwicklungsländer sind nicht glücklich. Der für die EU-Entwicklungshilfe zuständige EU-Kommissar Louis Michel räumte ein, die Reform werde die Länder Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP) vor schwere Herausforderungen stellen. Sie konnten durch bevorzugte Zuckerexporte nach Europa von den hohen EU-Preisen profitieren.

Die Verbraucher können sich dagegen freuen – die Preise für Süßigkeiten werden voraussichtlich sinken. „Der harte Wettbewerb zwingt uns, die sinkenden Zuckerpreise an die Verbraucher weiterzureichen“, sagte Tobias Bachmüller, Chef des Lakritz- und Fruchtgummiherstellers Katjes Fassin und Vizepräsident des Bundesverbandes der Süßwarenindustrie, dem Tagesspiegel. fw/pet/tog

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