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Wirtschaft: EU rügt Handybetreiber

Verfahren gegen Vodafone und MMO2 eröffnet

Berlin - Die hohen Preise, die Mobilfunkkunden bezahlen müssen, wenn sie ihr Handy im Ausland benutzen, sind EU- Wettbewerbskommissar Mario Monti schon lange ein Ärgernis. Jetzt hat Monti zum ersten Mal ein Verfahren eingeleitet gegen die beiden britischen Mobilfunkunternehmen Vodafone und MMO2, weil sie ihre marktbeherrschende Stellung ausgenutzt und überhöhte Gebühren verlangt hätten. Der nächste Markt, den der Wettbewerbskommissar im Visier hat, ist Deutschland. „Der deutsche Fall ist in Vorbereitung. Wir streben die Eröffnung eines Verfahrens an, aber wir arbeiten noch daran“, sagte ein Sprecher Montis dem Tagesspiegel. Ziel sei es, zu erreichen, dass Kunden künftig billiger telefonieren könnten, wenn sie ihr Handy im Ausland einsetzten.

Seit Januar 2000 untersucht die Kommission die Roaminggebühren. Roaming heißt, ein Kunde kann sein Handy im Ausland benutzen, ohne einen Vertrag mit dem dortigen Netzbetreiber abschließen zu müssen. Die Verträge schließen die Netzbetreiber untereinander ab, damit ihre Kunden im jeweils anderen Land telefonieren können. Die Netzbetreiber zahlen dafür eine Roaminggebühr, für die am Ende der Kunde aufkommen muss. Der Wettbewerbskommissar ist der Meinung, dass Vodafone und MMO2 zwischen 1997 und 2003 von ausländischen Netzbetreibern deutlich überhöhte Roaminggebühren eingefordert haben, die in keinem Verhältnis zu den heimischen Tarifen gestanden hätten.

Vodafone und MMO2 droht nach Aussage des Monti-Sprechers ein Bußgeld. Beide Unternehmen haben aber nun Gelegenheit, ihre Argumente bei der Kommission vorzulegen. Im Visier der Wettbewerbshüter war seit längerem auch die Deutsche Telekom, die die Vorwürfe aber jüngst wieder zurückwies. Im Juli vergangenen Jahres veranlasste die Kommission bei der Telekom-Tochter T-Mobile wie auch bei der deutschen Vodafone, bei E-Plus und O2 Razzien. Dabei wurden kistenweise Dokumente beschlagnahmt, die die Behörde in den vergangenen Monaten auswertete.

Seit 2003, sagte Montis Sprecher weiter, habe sich die Situation für Mobilfunkkunden aber verbessert. So habe zum Beispiel Vodafone einen Europa- Tarif eingeführt, mit dem Vodafone- Kunden im Ausland in eigenen oder in Partnernetzen günstiger telefonieren könnten. Auch andere Netzbetreiber bildeten Allianzen, um günstigere Auslandstarife anbieten zu können.

Am Montag legte der weltgrößte Mobilfunkkonzern Vodafone aktuelle Kundenzahlen vor. Von April bis Juni stieg die Kundenbasis überraschend stark um 3,1 Millionen auf 139,2 Millionen Kunden an. In Deutschland allein kamen 462000 hinzu – auf jetzt 25,5 Millionen Kunden. Die Neukunden telefonieren jedoch weniger als die Bestandskunden. Daher sank der von den Analysten viel beachtete Durchschnittsumsatz pro Kunde im Jahr von 313 Euro im Vorjahr auf jetzt nur noch 309 Euro.

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