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Wirtschaft: EU verordnet billiges Telefonieren

Die Kosten für Handy-Auslandsgespräche werden begrenzt – spätestens im Sommer 2007 soll es so weit sein

Brüssel - Auslandsgespräche mit dem Handy sollen künftig deutlich billiger werden. Die Brüsseler EU-Kommission hat am Mittwoch eine EU-Verordnung vorgeschlagen, die den überteuerten Gebühren für die Nutzung fremder Mobilfunknetze im Ausland ein Ende machen wird. „Wir wollen durchsetzen, dass die Verbraucher, die Mobiltelefone innerhalb des EU-Binnenmarkts nutzen, künftig fairer behandelt werden“, sagte der Präsident der EU-Kommission, José Manuel Barroso, am Mittwoch in Brüssel. Trotz wiederholter Abmahnungen aus Brüssel seien die Gebühren für Auslandsgespräche im Mobilfunknetz nach wie vor „ungerechtfertigt hoch“, klagt auch EU-Kommissarin Viviane Reding, die für die Telekommunikation zuständig ist. Die jetzt geplante EU-Verordnung, die in den Mitgliedstaaten unmittelbar wirksam werden könnte, sieht spätestens im Sommer 2007 eine drastische Senkung der Gebühren von bis zu 70 Prozent vor.

Handy-Nutzer, die zum Beispiel im Urlaub aus dem EU-Ausland nach Hause anrufen, sollen künftig höchstens 49 Cent pro Minute bezahlen müssen. Bisher müssen sie im Extremfall bei manchen Netzanbietern fast drei Euro pro Minute bezahlen. Auch für Ortsgespräche im Ausland, die bisher bis zu 2,56 Euro pro Minute kosten können, sollen nach den Plänen der EU-Kommission nur noch maximal 33 Cent pro Minute in Rechnung gestellt werden können. Die so genannten „Roaming-Gebühren“ für eingehende Gespräche, die aus dem Ausland kommen, dürften höchstens 16,5 Cent betragen.

Vor allem die hohen Kosten dieser eingehenden Gespräche, die der Verbraucher nur schlecht kontrollieren kann, werden von den Verbraucherverbänden als Ärgernis angesehen. Wer auf seinem Handy aus dem Ausland angerufen wird, muss zum Beispiel in Deutschland derzeit durchschnittlich 0,69 Euro berappen – obwohl auch der Anrufer für das Gespräch ja regulär Gebühren bezahlt. Ursprünglich wollte Kommissarin Reding die Roaming-Gebühren für eingehende Gespräche völlig abschaffen. Dagegen wehrten sich jedoch der deutsche EU-Kommissar Günter Verheugen und der britische Amtskollege Peter Mandelson. Sie setzten sich für die Telekombranche ein, die rund 15 Prozent ihrer Gewinne mit dem Roaming macht. Unter diesem Druck steckte Reding zurück. Der Vorschlag, auf den sich die EU-Kommission jetzt einigte, beschränkt sich deshalb darauf, die größten Auswüchse der Gebührenpolitik zu begrenzen. Er setzt den in Rechnung gestellten Gebühren für Großkunden Grenzen und stellt sicher, dass die erzwungene Kostensenkung an den Endverbraucher weitergegeben wird.

Betroffen sind 37 Millionen Touristen und 110 Millionen Geschäftskunden in Europa. Bereits in den vergangenen Wochen hatten Mobilfunkunternehmen eine deutliche Senkung der Auslandsgebühren versprochen. Sie kritisierten deshalb den Vorschlag der EU-Kommission. Dagegen sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU), er unterstütze die Bestrebungen der EU. Die hohen Preise nannte Glos ein Zeichen für Marktversagen. mit HB

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