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Wirtschaft: EU will große Autos teurer machen

Umweltkommissar droht deutschen Konzernen wegen hoher CO2-Werte – und sorgt für Streit in Brüssel

Berlin / Frankfurt am Main - Wegen des hohen Kraftstoffverbrauchs vor allem deutscher Autos drohen den Herstellern Interventionen der EU. „Ohne zusätzliche Maßnahmen wird das EU-Ziel von 120 Gramm CO2 pro Kilometer bis zum Jahr 2012 nicht zu erreichen sein“, heißt es in einem Papier des EU-Kommissars Stavros Dimas, das die Grundlage der EU-Strategie zur Reduzierung des Treibhausgases CO2 darstellt.

Der Vorstoß des Umweltkommissars ist in der EU-Kommission allerdings umstritten. Industriekommissar Günter Verheugen hat bereits Bedenken vorgebracht. Die ursprünglich für Mittwoch geplante Verabschiedung der Strategie wurde wegen der Differenzen in der Kommission verschoben und soll nun frühestens nächste Woche erfolgen.

Vor allem die deutschen Premiumhersteller liegen mit ihren PS-starken Modellen über den Grenzwerten. Die Vereinigung der europäischen Autohersteller (ACEA) hatte sich 1995 verpflichtet, dass ab 2008 verkaufte Neuwagen nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Dieser Wert lag zuletzt bei rund 160 Gramm, sodass bis 2008 der Zielwert kaum erreicht werden kann.

Dazu schreibt der Umweltkommissar: „Falls absehbar ist, dass die Automobilindustrie ihr Ziel von 140 Gramm nicht erreicht, sollten die Behörden dringende Maßnahmen treffen, um Emissionsreduzierungen bis 2008/09 auf Kurs zu halten, beispielsweise durch steuerliche Anreize und ein umweltgerechtes öffentliches Beschaffungswesen.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte den EU-Bericht. Gleichzeitig kritisierte die DUH die deutschen Autofirmen, da diese „mit Vollgas in die Klimakatastrophe fahren und dem Weltklima mit ihrer Modellpolitik den Krieg erklären“.

Der Präsident des Verbandes der Autoindustrie, Bernd Gottschalk, wies die Vorwürfe zurück. „Die deutschen Hersteller haben vorzeigbare Ergebnisse“, sagte Gottschalk und warnte davor, die Diskussion über den Klimaschutz („Wir bekennen uns dazu“) zu überziehen. Die heimische Industrie habe schon „deutlich stärkere“ Verbrauchsminderungen erreicht als die Konkurrenz. Gottschalk plädierte dafür, nicht mit einem generellen Wert für den CO2-Ausstoß für alle Hersteller zu agieren, sondern mit Obergrenzen für die jeweilige Fahrzeug-Klasse. Zu der 140-Gramm-Selbstverpflichtung sagte Gottschalk, „es wird schwer, aber noch haben wir zwei Jahre Zeit“.

In der absatzstärksten Fahrzeuggruppe in Europa, zu der unter anderem auch VW Golf und Opel Astra gehören, haben die Deutschen die CO2-Emissionen nach VDA-Angaben von 1998 bis 2005 um zwölf Prozent gesenkt. Die anderen Europäer kämen in dieser Klasse nur auf elf Prozent, die Japaner auf minus sieben Prozent. Auch absolut sieht Gottschalk die Deutschen vorn: Eine identische Motorisierung unterstellt, bliesen die von den Deutschen verkauften Autos 2006 159 Gramm pro Kilometer CO2 in die Luft, die anderen Europäer im Schnitt 164, die Japaner 170 und die Koreaner sogar 178 Gramm. „Unsere CO2-Bilanz kann sich sehen lassen, wir haben die Trendumkehr schneller geschafft als andere“, sagte Gottschalk.

Absolut gesehen gehören vor allem die deutschen Luxus-Autos von Mercedes, BMW oder Porsche zu den Klimaschädlingen. Porsche kommt nach Angaben des Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer auf 295 Gramm pro Kilometer. Gottschalk bestreitet das nicht. Aber er sieht die deutschen Hersteller bestraft – im Gegensatz zu Franzosen und Italienern, die mehr kleinere Autos verkaufen. „Es darf nicht sein, dass einzelne Hersteller für ihre Produktpalette belohnt oder bestraft werden“, sagte der VDA-Präsident.

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