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Wirtschaft: Euphorie verflogen

Ausländische Institute haben beim Investmentbanking mehr Erfolg

Frankfurt am Main - Die Entlassungsschreiben für London und New York liegen längst auf dem Tisch. Trotzdem wollte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am Donnerstag noch immer nicht sagen, wie viele Investmentbanker genau gehen müssen. Bekannt ist nur, dass 2700 Stellen im Investmentbanking und der Vermögensverwaltung gestrichen werden. Die einst hoch gelobten Investmentbanker müssen gehen, weil die Kundenbetreuung konzentriert und Geschäftsbereiche zusammengelegt werden.

Die Deutsche Bank spielt zwar weltweit in einzelnen Sparten des Investmentbanking unter den ersten der Liga mit, aber die Gewinne sprudeln nicht mehr so wie gewünscht. 2004 kamen vor Steuern vergleichsweise bescheidene 100 Millionen Euro dazu, unter dem Strich blieben drei Milliarden Euro. Die Konkurrenz aus den USA und England, Goldman Sachs oder J.P. Morgan, machen es besser. Dabei steht die Deutsche Bank im Vergleich zu anderen deutschen Instituten noch relativ gut da: Commerzbank und Dresdner Bank mussten sich längst von ihren hochfliegenden Plänen verabschieden. Die Branche leidet natürlich unter der anhaltenden Flaute bei Börsengängen in Deutschland. Auch 2005 wird sich vermutlich nicht sehr viel tun. Die Dresdner Bank trägt zudem heute noch an der Belastung der 1,4 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Wasserstein Perella vor vier Jahren. Auch die Commerzbank scheiterte beim Versuch, in die Weltspitze des Investmentbanking aufzusteigen. Erst im Herbst wurden die Standorte in London und New York drastisch verkleinert, fast 500 Stellen fielen weg, das Büro in Tokio wurde geschlossen.

Die ausländischen Konkurrenten dagegen setzen auf Expansion – auch und gerade im Blick auf die Geschäfte in Deutschland. Angesichts anstehender Veränderungen im Mittelstand gilt es inzwischen als wichtigster Markt für das Investmentbanking in Europa. Bestes Indiz: Im Sommer 2004 gab es in Frankfurt ein beispielloses Abwerbegerangel. Banken wie Credit Suisse First Boston schnappten den Konkurrenten gleich zwei Dutzend hoch bezahlte Investmentbanker weg. Selbst Deutsche-Bank-Chef Ackermann musste Experten ziehen lassen: Eine Offerte von zwei Millionen Euro pro Jahr war zu wenig, bei der Konkurrenz verdient der Banker jetzt das dreifache.

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