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Wirtschaft: Euro-Angst treibt Goldpreis in die Höhe

Feinunze auf Rekordwert, Anleihen aus Spanien und Italien unter Druck / SPD fordert „Marshall-Plan“

Berlin - Wenige Tage vor dem Euro-Krisengipfel steigt an den Märkten und in der Politik die Sorge, dass Europa die Schuldenkrise nicht in den Griff bekommt. An den Börsen suchten Anleger am Montag eine sichere Anlage in Gold und stießen spanische und italienische Staatsanleihen ab. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sah sich im CDU-Vorstand mit besorgten Fragen und der Forderung konfrontiert, beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Eurozone am Donnerstag endlich eine längerfristig tragbare Lösung für die Griechenland- und Schuldenkrise zu finden. Die SPD-Spitze bot der Kanzlerin eine weitreichende Zusammenarbeit an.

Die Nervosität an den Finanzmärkten ist nach Einschätzung von Experten Ausdruck der Sorge, dass der Gipfel die Probleme Griechenlands und anderer EU-Staaten wieder nicht umfassend lösen kann. Hinzu kommt die nach wie vor ungelöste Schuldenkrise in den USA. Die Feinunze Gold wurde zum Rekordpreis von mehr als 1600 Dollar gehandelt. Zugleich wiesen steigende Zinsen auf italienische und spanische Staatsanleihen aus, dass Anleger massiv aus diesen Papieren flüchten.

Die Bundesregierung bemühte sich um Beruhigung. Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich zuversichtlich, dass der Euro-Gipfel ein „starkes, deutliches Signal in die Märkte“ senden werde. Er rief zugleich alle Verantwortlichen und ausdrücklich „auch die EZB“ dazu auf, an einer tragfähigen Lösung mitzuarbeiten. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hatte die Euro-Länder vor den Folgen einer Umschuldung Griechenlands gewarnt. Auch die Bundesbank riet von einem Schuldenschnitt oder einer Umschuldung in Euro- Bonds ab. Dies würde die Grundlagen der Währungsunion untergraben, erklärte Vorstandsmitglied Joachim Nagel.

Eine „Vergemeinschaftung der Zinsen“ lehnte auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nach einer Vorstandssitzung ab. Er wies zugleich Vorwürfe zurück, die CDU verabschiede sich von Europa. „Europa und die Stabilität des Euro, das ist gleichsam die DNA der CDU“, versicherte Gröhe. Merkel sah sich aber in der Vorstandssitzung gezwungen, ihre Politik gegen zunehmend besorgte Nachfragen zu verteidigen. Die CDU-Chefin warb nach Angaben von Teilnehmern um Verständnis für die immer neuen Anläufe. Auch der Weg zur deutschen Einheit sei nicht von Anfang an glatt verlaufen. Regierungssprecher Seibert betonte ebenfalls, man befinde sich auf „Neuland“. Der Euro stehe vor der „ersten großen Bewährungsprobe“.

Die SPD-Spitze bot Merkel in einem Schreiben und bei einem gemeinsamen Auftritt von Parteichef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück ihre Mithilfe an, um unpopuläre Maßnahmen auch bei fehlender Koalitionsmehrheit durchs Parlament zu bekommen. Notwendig sei ein „kräftiges und mutiges politisches Signal“, das einen Schuldenschnitt und einen aus einer Finanztransaktionssteuer finanzierten „Marshall- Plan“ für europäische Krisenstaaten umfassen sollte. Die SPD-Spitze warnte Merkel, das „Projekt Europa“ dürfe nicht gefährdet werden.

 Robert Birnbaum

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