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Wirtschaft: Euro-Anstieg bereitet der Zentralbank Sorgen

Höhenflug der Währung drückt die Benzinpreise

Berlin (brö/hop). Die Europäische Zentralbank (EZB) wird womöglich den Anstieg des Euro mit einem Eingriff in den Devisenmarkt zu stoppen versuchen. Darauf deuten Äußerungen von Notenbankern hin. Der Präsident der EZB, JeanClaude Trichet, sagte dem „Wall Street Journal“: „Interventionen von Zentralbanken sind immer möglich, und wir werden sie nie kommentieren.“ Der niederländische Notenbankchef Arnout Wellink, der auch Mitglied des EZB-Rates ist, nannte den Euro in der „Financial Times Deutschland“ „auf jeden Fall einen der Risikofaktoren für die Erholung der Wirtschaft“. Am Montag hatte bereits die Bundesbank gewarnt, dass der Euro-Höhenflug den Aufschwung in Deutschland gefährden könnte.

Derweil legte der Euro im Verhältnis zum Dollar am Donnerstag eine Pause ein. Am späten Nachmittag lag der Kurs bei 1,2368 Dollar, das waren 0,23 Prozent weniger als am Vortag. Am Mittwoch war der Euro erstmals seit der Einführung 1999 über die Marke von 1,24 Dollar gestiegen und hatte ein Rekordhoch bei 1,2436 Dollar markiert. Die EZB ermittelte den Referenzkurs mit 1,2403 Dollar.

Zuletzt hatte die EZB an den Devisenmärkten im Herbst 2000 interveniert – damals allerdings, um den Verfall der Währung zu stoppen. Experten verweisen jedoch darauf, dass solche Eingriffe nur im Konzert mit anderen Notenbanken funktionieren – und der Markttrend damit kaum gedreht werden könne.

Als Grund für den seit Wochen starken Euro wird von Devisen-Fachleuten die Abneigung der Märkte gegen den Dollar genannt. Zwar wächst die US-Wirtschaft derzeit stark – das aber geht zum großen Teil auf die hohen Staatsausgaben zurück. Zudem haben die Händler derzeit die Handelsungleichgewichte Amerikas im Blick – das Land importiert mehr Waren, als es exportiert. Uwe Dürkop, Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin, sprach zudem von einer „Eigendynamik“ der Märkte in puncto Euro. Die Händler nähmen derzeit nur solche Meldungen zur Kenntnis, die gegen den Dollar sprächen. „Mitte 2004 wird es damit aber vorbei sein, und der Euro wird sich wieder bei etwa 1,20 Dollar einpendeln“, sagte er dem Tagesspiegel.

Die deutschen Autofahrer profitieren vom starken Euro. Die Tankstellenbetreiber können das Benzin nun billiger einkaufen. Nach Berechnungen des Mineralölwirtschaftsverbandes wäre ein Liter Benzin etwa sieben Cent teurer, würde der Euro noch auf dem niedrigen Stand vom Herbst 2000 notieren.

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