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Wirtschaft: Euro: Der Gemeinschaftswährung sackt weiter ab

Der Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, hält den Euro für stark unterbewertet. Eine Intervention der Zentralbanken dürfe kein Tabu sein, sagte Köhler am Mittwoch in Prag auf einer Pressekonferenz vor der Jahrestagung von IWF und Weltbank.

Der Exekutivdirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, hält den Euro für stark unterbewertet. Eine Intervention der Zentralbanken dürfe kein Tabu sein, sagte Köhler am Mittwoch in Prag auf einer Pressekonferenz vor der Jahrestagung von IWF und Weltbank. Interventionen müssten aber funktionieren. Dessen ungeachtet rutschte der Euro am Mittwoch auf ein neues Tief. Die Europäische Zentralbank legte seinen Referenzkurs mit 0,8476 (Dienstag 0,8541) US-Dollar fest.

Nachdem bekannt geworden war, dass der Ifo-Konjunkturindikator zum dritten Mal in Folge gefallen ist, gab der Euro weiter nach. In London viel er auf ein neues historisches Tief von 0,8439 US-Dollar. Der Dollar kostete damit mehr als 2,31 Mark.

Köhler räumte auch ein, die hohen Ölpreise verdüsterten die Wachstumsaussichten. "Es gibt aber keinen Grund für Panik." Er sei davon überzeugt, dass die Weltwirtschaft auf ihrem starken Wachstumspfad bleiben werde. Die hohen Ölpreise seien eine Erinnerung, die günstige Wirtschaftsentwicklung nicht für selbstverständlich zu nehmen.

Derweil werfen die hohen Ölpreise ihre Schatten auf die deutsche Konjunkturentwicklung. Das Geschäftsklima in der westdeutschen Wirtschaft hat sich im August minimal eingetrübt. Der vom Münchener Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklimaindex ermäßigte sich im August im Vergleich zum Vormonat von 99,1 auf 99,0 Punkte. Für Ostdeutschland wird dagegen eine leichte Besserung angezeigt. Der Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung der Wirtschaft erhöhte sich in den neuen Bundesländern nach Institutsangaben vom Mittwoch von 105,3 auf 105,7 Punkte.

Auch für die nahe Zukunft ist die westdeutsche Wirtschaft weit weniger zuversichtlich als noch im Frühjahr, ermittelten die Münchner Wirtschaftsforscher. Der Index für die Einschätzung des Geschäftsverlaufs in den kommenden Monaten sank im Vergleich zum Vormonat weiter von 105,0 auf 103,8 Punkte. In Ostdeutschland stieg der entsprechende Indexwert von 88,3 auf 88,7 Punkte. Verbessert hat sich sowohl im Westen als auch im Osten die Beurteilung der Geschäftslage. Der Indexwert für die westdeutsche Wirtschaft nahm nach Rückgängen in den drei Vormonaten im August von 93,3 auf 94,2 Punkte zu. Im Osten erhöhte er sich von 123,4 auf 123,8 Punkte.

Auch nach Ansicht der acht führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstitute, darunter das Institut für Weltwirtschaft und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), wirken die hohen Ölpreise und die restriktive Geldpolitik der EZB zunehmend dämpfend. Derzeit profitiere die Wirtschaft in der Euro-Zone allerdings noch von der Exportkonjunktur. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, erwartet dass der Export der deutschen Wirtschaft 2000 erstmals den Gegenwert von einer Billion Mark übersteigt. Stihl sieht das Wirtschaftswachstum in Deutschland im laufenden Jahr bei etwa drei Prozent.

Horst Köhler

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