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Wirtschaft: Euro erstmals über 1,35 Dollar

Schwache Zahlen aus den USA lassen Dollar weiter fallen/Deutsche Inflation zieht auf zwei Prozent an

Berlin Schwache Konjunkturdaten aus Amerika haben am Donnerstagnachmittag für ein neues Rekordhoch beim Euro gesorgt. Die Gemeinschaftswährung stieg erstmals über die Marke von 1,35 auf einen Wert von 1,3502 Dollar. Zwar ist das Verbrauchervertrauen, das die Universität Michigan untersucht, im Dezember gestiegen. Vorher war jedoch bekannt geworden, dass der Auftragseingang für das verarbeitende Gewerbe im November in Amerika überraschend schwach gewesen ist. Allerdings war der Handel lustlos – was daran liegt, dass viele Händler vor Weihnachten ihre Bücher schon geschlossen hatten.

Damit rückt der Dollar zum Jahresende immer näher an die Marke von 1,35 Euro heran, die unter Konjunkturforschern als wichtige Barriere gilt. Steigt der Euro dauerhaft weiter, könnte sich das im kommenden Jahr negativ für den europäischen Export auswirken. Der neue französische Finanzminister Hervé Gaymard warnte am Donnerstag vor einer „katastrophalen Situation“, die bei einem weiteren Dollarverfall für die Weltwirtschaft entstehen könnte. Gaymard forderte auf internationaler Ebene ein „koordiniertes Vorgehen“.

Andererseits aber schützt das Wechselkursniveau das Euroland offenbar kurzfristig vor einer Zinserhöhung: Obwohl die Notenbanken sowohl in den USA als auch in England in den vergangenen Monaten an der Zinsschraube gedreht haben und obwohl auch die Inflation im Euroland über die Zwei-Prozent-Marke gesprungen ist, lässt sich die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Zinserhöhung noch Zeit – was wiederum der Konjunktur gut tut.

Mit zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hat die Teuerungsrate in Deutschland zur Jahreswende einen Höchststand in diesem Jahr erreicht. Das Statistische Bundesamt errechnete am Donnerstag für den Dezember eine deutliche Verteuerung für Obst und Gemüse, Reisen und Tabak. Das hat die Preise an das informelle Inflationsziel der EZB getrieben: Danach definieren die Notenbanker die Geldwertstabilität, solange die Inflation unter zwei Prozent bleibt. Übersteigt die Geldentwertung diese Marke dauerhaft, wächst die Gefahr einer Zinserhöhung. Bisher war die Inflationsrate in Deutschland deutlich unter der Zwei-Prozent-Grenze geblieben, während sie in anderen Euroländern wie Irland und Spanien deutlich höher liegt. Für das Gesamtjahr 2004 wird die deutsche Inflationsrate nach den vorläufigen Zahlen auf 1,6 Prozent steigen – nach 1,1 Prozent im Vorjahr.

Der zurückgehende Ölpreis konnte das Anziehen der Inflation im Dezember zwar bremsen, aber nicht kompensieren. Kaum einer der Experten wagt eine Prognose, ob die fallende Preistendenz auf den Rohstoffbörsen und im Großhandel anhalten wird. Kurzfristig sei allerdings nicht mit stark steigenden Preisen zu rechnen, sagt der Hamburger Energie Informationsdienst für die nächsten Tage. Der Automobilclub ADAC rät Autofahrern dennoch, frühzeitig und preisbewusst zu tanken.Tsp

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