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Wirtschaft: Euro: Griechenland fehlen Wachstumsimpulse und Reformen

Die Generalprobe am Dienstag klappte. Am 2.

Die Generalprobe am Dienstag klappte. Am 2. Januar blieben in Griechenland Banken und Börse zwar geschlossen, aber hinter den Kulissen herrschte Geschäftigkeit. Mit simulierten Transaktionen machten sich die Banker und Broker fit für die Umstellung auf den Euro. "Alles lief reibungslos", berichtete Athens Börsenpräsident Panajotis Alexakis. Seit Mittwoch notieren die Werte an der Athener Börse in der neuen Währung. Der Taschenrechner wird wohl noch für geraume Zeit das wichtigste Utensil der meisten Anleger bleiben. Wer wissen will, was ihn die eine oder andere Aktie in Drachmen kostet, muss den Kurs mit 340,75 multiplizieren.

Die von den Geldautomaten der griechischen Banken ausgedruckten Quittungen notieren bereits seit dem Neujahrstag parallel auch den abgehobenen Betrag und den Saldo in Euro. Die griechischen Geschäftsbanken seien voll vorbereitet auf die Euro-Ära, versichern die Vorstandschefs der großen Kreditinstitute einstimmig. Aber wie ausländische Banker berichten, gibt es bei dem einen oder anderen kleineren griechischen Geldhaus doch noch Übergangsprobleme. Sie ergeben sich vor allem daraus, dass viele Transaktionen nun parallel in Drachmen und Euro abgewickelt werden müssen. Die verschwindende Drachme ist die älteste Währung Europas. Schon die Griechen der Antike benutzten sie. Mit den Eroberungszügen Alexanders des Großen fand die Währung sogar Verbreitung über ein geografisches Gebiet, das weit größer war als die heutige Euro-Zone. Nostalgische Gefühle hegen aber die wenigsten Griechen.

"Ab jetzt schlägt das Herz der griechischen Wirtschaft im Euro-Takt", freut sich Wirtschafts- und Finanzminister Jannos Papantoniou. Ministerpräsident Kostas Simitis, der sein Land im Rekordtempo fit machte für den Euro-Beitritt, will sich auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. Für das Jahr 2001 kündigte der Premier jetzt "eine Welle der Veränderungen" an, mit denen Griechenland "die Herausforderungen der Euro-Ära meistern" soll.

Privatisierung mangelhaft

Tatsächlich hat die Athener Regierung keinen Grund, sich nun selbstzufrieden zurückzulehnen. Der griechische Industrieverband kritisiert "Verzögerungen bei den Strukturreformen". Auch die meisten ausländischen Analysten bemängeln, dass die Regierung beim Umbau der Volkswirtschaft zu wenig Entschlossenheit zeige. Herbe Rückschläge gab es letzthin bei den Privatisierungen der Staatsbetriebe. Der Verkauf des staatseigenen Luftfahrtfirma Hellenic Aerospace scheiterte. Auch für die defizitäre Fluggesellschaft Olympic Airways gibt es bisher keinen Käufer. Ebenfalls auf wenig Interesse stößt das Angebot der Regierung, einen strategischen Investor zum Einstieg bei der staatlich kontrollierten Hellenic Telecom zu bewegen.

Die Privatisierungen und die Reform der öffentlichen Verwaltung gelten als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft in der Euro-Zone, nachdem die Athener Notenbank nun das Instrument der Geldpolitik aus der Hand geben musste. Die griechischen Exporte mit Abwertungen der Drachme anzukurbeln oder Inflationstendenzen mit Zinserhöhungen zu dämpfen, das geht künftig nicht mehr. Ob Griechenland angesichts der beträchtlichen strukturellen Probleme die Euro-Qualifikation wirklich langfristig absichern kann, bleibt offen.

Die traditionell tragenden Säulen der griechischen Wirtschaft, Landwirtschaft, Handelsmarine und Tourismus, stagnierten seit nun 20 Jahren, stellt das Athener Wirtschaftsforschungsinstitut IOBE fest. Was dem Land fehle, seien neue Wachstumsbranchen. Impulse verspricht sich Ministerpräsident Simitis zwar von den rund 27 Milliarden Euro, die bis zum Jahr 2006 aus den Kassen der EU nach Griechenland strömen sollen. Die Gelder aus Brüssel könnten Griechenland in den kommenden Jahren ein Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent bescheren, kalkuliert die Regierung. Aber was kommt danach? Mit neuen Hilfsprogrammen in ähnlicher Größenordnung können die Griechen nicht rechnen; die Gelder werden künftig vor allem von den Beitrittskandidaten in Osteuropa reklamiert werden.

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