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Euro-Krise: Wie viel Geld deutscher Banken steckt in Spanien?

Spanien will unter den EU-Rettungsschirm, um seinen Bankensektor zu stützen - und damit auch die deutschen Gläubiger. Mit ihnen sitzen auch die deutschen Steuerzahler indirekt mit im Boot.

Christian Brand ist erleichtert. „Das Bankenproblem in Spanien wurde deutlich entschärft“, sagte der Präsident des Verbands öffentlicher Banken (VÖB) am Montag. Und damit auch ein Problem für deutsche Banken. Laut jüngsten Zahlen der Bundesbank saßen die deutschen Institute Ende März auf Forderungen gegenüber spanischen Geldhäusern von immerhin 34,4 Milliarden Euro. Spanische Staatsanleihen (19,5 Milliarden), Kredite an Unternehmen und Privatkunden und für Gewerbeimmobilien (50,9 Milliarden) eingerechnet, summieren sich die Forderungen auf 104,8 Milliarden Euro. Es ist das höchste Kreditvolumen deutscher Banken in den Euro-Krisenländern. In der Euro-Zone sind nur die Forderungen der Banken gegenüber Frankreich – 149 Milliarden – und den Niederlanden – 124 Milliarden Euro – höher. Immerhin: Seit Ende 2007 haben die deutschen Banken ihre Außenstände in Spanien um rund 90 Milliarden Euro reduziert. Aber sie sind immer noch deutlich höher als in Italien mit rund 100 Milliarden Euro.

Die größte Erleichterung über das Rettungspaket für die spanischen Geldhäuser dürften die Manager der Commerzbank verspüren. Ende März hatte sie noch Forderungen gegenüber Spanien von 14 Milliarden Euro, davon 4,4 Milliarden gegenüber den Banken. Ein großes Problem der Commerzbank waren Kredite im schwer angeschlagenen Markt für gewerbliche Immobilien in Spanien von vier Milliarden Euro, die das Tochterunternehmen Eurohypo vergeben hat.

Auch die Deutsche Bank saß Ende März noch auf Netto-Forderungen von 13,7 Milliarden Euro, davon entfielen 3,6 Milliarden auf spanische Banken und 1,4 Milliarden auf Staatsanleihen. Da die Deutsche Bank mit 250 Filialen eine der größten Auslandsbanken in Spanien ist, kommen dazu noch Kredite an Privatkunden in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.

Indirekt sitzt auch der deutsche Steuerzahler mit im Boot. Denn die voll verstaatlichte FMS Wertmanagement, die „Bad Bank“ der Münchener Hypo Real Estate, besitzt noch spanische Staatsanleihen im Volumen von 10,5 Milliarden Euro. Zahlreiche andere Banken haben Forderungen im einstelligen Milliardenbereich, darunter die Landesbank Baden-Württemberg und der Investmentfondsanbieter Deka Bank. Auch Versicherer wie die Münchner Rück und die Allianz sind in Spanien engagiert, die Allianz allerdings nur in Form von Staatsanleihen.

Ohne die Absicherung durch den Rettungsschirm hätte es für die deutschen Gläubiger bald sehr teuer werden können. Nach Angaben der spanischen Zentralbank versteckt die Branche „faule“ Immobilienwerte und Kredite in Höhe von mehr als 180 Milliarden Euro in den Bilanzen. Der Internationale Bankenverband schätzt die „giftigen“ Werte sogar auf gut 260 Milliarden Euro. In jedem Fall viele Milliarden, die als Verluste abgeschrieben werden müssen.

Der Ernst der Lage wurde erstmals sichtbar, als im Mai die Großbank Bankia, viertgrößtes Geldhaus der Nation, in Schieflage geriet und nun mit 23 Milliarden Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt werden muss. Andere Finanzinstitute haben ähnliche Probleme und werden Milliardenhilfen brauchen. Acht Banken und Sparkassen mussten bereits durch Verstaatlichung vor der Pleite gerettet werden. Der spanische Staat, der selbst hoch verschuldet ist, kann die notwendigen Milliardenhilfen nicht aus eigener Kraft aufbringen.

Nach Meinung von Analysten werden möglicherweise nur die beiden spanischen Großbanken Santander und BBVA auf Hilfsgelder aus dem europäischen Rettungstopf verzichten können. Sie machen den kleineren Teil ihrer Geschäfte in Spanien und können die Verluste vermutlich mit Gewinnen im Ausland auffangen.

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