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Wirtschaft: Euro: Zentralbank lässt Zinsen unverändert

Zur Enttäuschung der Märkte hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen am Donnerstag nicht gesenkt. Der Euro- Wechselkurs zum Dollar reagierte mit einem Abschlag von gut einem halben US-Cent.

Zur Enttäuschung der Märkte hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen am Donnerstag nicht gesenkt. Der Euro- Wechselkurs zum Dollar reagierte mit einem Abschlag von gut einem halben US-Cent. Er rutschte so tief wie nie in den vergangenen dreieinhalb Monaten, konnte sich aber bis zum späten Nachmittag über 88 US-Cents halten. An den Aktienmärkten setzten sich die Verluste des Vormittags unmittelbar nach der Zinsentscheidung fort.

Die EZB ließ alle drei Leitzinssätze unverändert und bleibt damit vorerst die einzige der wichtigen Zentralbanken der Welt, die angesichts der Konjunktureintrübung ihre Zinsen noch nicht gesenkt hat. Der wichtigste der EZB-Zinssätze, mit dem sich die Geschäftsbanken refinanzieren, liegt seit Oktober 2000 bei 4,75 Prozent. Die Erwartungen an den Märkten richten sich nun auf den 11. April, an dem der EZB-Rat in Frankfurt das nächste Mal tagt. "Wir wissen, dass sich die Haltung der EZB-Ratsmitglieder geändert hat", sagte Marc Touati von Natexis Banques Populaires in Paris. "Die Wahrscheinlichkeit, dass im April etwas passiert, ist recht hoch", sagte Ulrich Kater von der DGZ-Deka-Bank. Nach seiner Einschätzung wollte die EZB gestern den Eindruck vermeiden, sie ließe sich eine Zinssenkung diktieren. Kater wertet das positiv, weil die EZB offensichtlich einen "eigenen Charakter" ihrer Geldpolitik entwickele.

Michael Schubert von der Commerzbank verwies darauf, dass die EZB angesichts der Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung im Euro-Raum und in den USA offenbar weitere Daten vor allem zur Konjunkturentwicklung im Euro-Raum und in den USA abwarten wolle, bevor sie mit den Zinsen heruntergehe. Die Commerzbank hatte schon zu Jahresbeginn eine Zinssenkung im April prognostiziert. Wie Kater wollte sich aber auch Schubert nicht auf den 11.April festlegen. Beide gehen von einer Senkung um 25 Basispunkte aus. Schubert sagte, ein solcher Schritt werde die Preisentwicklung nicht gefährden, könne psychologisch aber sehr positiv auf die Märkte wirken.

Gerhard Grebe von der Bank Julius Bär prognostizierte hingegen eine Zinssenkung spätestens Anfang Mai um 50 Basispunkte. "Wir haben doch einen ziemlich großen Wechsel im Szenario erlebt, und die EZB hat eindeutige Signale in Richtung einer Lockerung gegeben." Anlass für die Erwartung einer bevorstehenden Zinssenkung geben Spekulationen über die Stimmung im EZB-Rat. Jose Luis Alzola von Schroder Salomon Smith Barney sagte, die Entscheidung sei offensichtlich knapp ausgefallen. In den vergangenen Tagen waren Interviews unterschiedlicher Mitglieder des EZB-Rats an den Märkten sowohl als Zeichen für Zinssenkungen als auch für eine abwartende Haltung interpretiert worden. Allgemeine Einschätzung aber ist, dass die Euro-Bank ihre Haltung geändert hat und die Märkte langsam auf eine Zinssenkung vorbereitet.

pw

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