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Krisenverlierer. Die russischen Finanzinstitute – hier eine Filiale der Sberbank in Prag – sind besonders hart von den Sanktionen der EU getroffen.

© dpa

Europa-Ableger: Sberbank bietet verlockend „hohe“ Zinsen

Die russische Sberbank wirbt mit einer Rendite von mehr als einem Prozent um deutsche Kunden. Das Geld ist durch die europäische Einlagesicherung bis zu einer Grenze von 100.000 Euro gesichert. Experten raten dennoch zur Vorsicht.

1,3 Prozent Zinsen auf Tagesgeld - das klingt in diesen Zeiten fast schon üppig. Die Sberbank Direct bietet Kunden diese Rendite auf ihr Tagesgeldkonto und liegt damit laut Vergleichsportal FMH derzeit bei den Banken und Sparkassen in Deutschland mit an der Spitze. Zudem, wirbt das Institut, seien bis zu 100.000 Euro pro Anleger über die europäische Einlagensicherung geschützt. Was also sollte Anleger hindern, ihr Geld hier zu parken statt auf einem Konto bei der Sparkasse, dass wenig mehr als null Prozent Zinsen bietet? Einen Haken gibt es: Die Muttergesellschaft der Sberbank Direct sitzt in Moskau. Die Aktien hält zu mehr als 50 Prozent der russische Staat.

Formal ist die Sberbank Direct - unter diesem Namen firmiert die Online-Bank in Deutschland seit dem Start im Oktober offiziell - kein russisches Institut, sondern eine Tochter der Sberbank Europe AG mit Sitz in der österreichischen Hauptstadt Wien. Deshalb auch unterliegt sie der europäischen Einlagensicherung und nicht dem Embargo gegen russische Banken. Dies wiederum gilt nur für die Muttergesellschaft der Sberbank Europe, der Sberbank Russia in Moskau. Der Europa-Ableger in Wien ist vor allem in Ost- und Südost-Europa mit fast 300 Filialen aktiv. Aber eben auch mit der Direktbank in Deutschland, die neben Tagesgeld- auch Festgeldkonten anbietet. Geld, dass sie einsammelt, darf den Sanktionen zufolge nicht bei der Muttergesellschaft landen. Es wird der Bank zufolge für das Kreditgeschäft der Sberbank Europe verwendet.

Bankenaufsicht achtet genau auf Sberbank

Die Sberbank direct ist nicht die einzige russische Bank, die in Deutschland um Anleger wirbt. Dazu gehört auch die Denizbank, ein ehemals türkisches Institut, das 2012 von der Sberbank übernommen wurde. Und die VTB Bank. Sie gilt als größte Bank Russlands und gehört zu 60 Prozent dem Staat. In Deutschland firmiert sie als VTB Direktbank, einer Tochter der österreichischen VTB Bank. Auch die Amsterdam Trade Bank ATB, eine in den Niederlanden ansässige Tochter der russischen Alfa Bank-Gruppe will Geschäfte mit deutschen Kunden machen. Alle Institute zählen mit einem Tagesgeldzins von jeweils rund einem Prozent ebenfalls zu den Top-Anbietern in Deutschland.

Nach Schätzungen des Finanzportals „Kritische Anleger“ haben deutsche Sparer bei in Österreich sitzenden russischen Banken derzeit zwischen acht und zehn Milliarden Euro angelegt. Trotz der Probleme in Russland gilt das Geld bis zur durch die europäische Einlagensicherung gesetzte Grenze von 100.000 Euro pro Kunde als sicher. Dies betonen auch Hermann-Josef Tenhagen vom Verbrauchermagazin Finanztip und Max Herbst von FMH. Dem Vernehmen nach achtet die österreichische Bankenaufsicht seit Monaten sehr genau auf die drei russischen Institute. Sie will verhindern, dass die russischen Mutterkonzerne, die wegen der Krise und der Sanktionen zum Teil vom russischen Staat gestützt werden müssen, in Deutschland gesammelte Kundengelder von der Tochter in Österreich abziehen. Bislang ist, sagt Tenhagen, von Verstößen nichts bekannt.

Experten raten zur Vorsicht

Tenhagen und auch Stefan Erlich vom Finanzportal „Kritische Anleger“ raten gleichwohl zur Vorsicht und davon ab, bei den drei russischen Banken Geld anzulegen, wegen der aktuell unsicheren weiteren wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der Russland- und Ukraine-Krise. Es gebe schließlich genügend Alternativen. Erlich zufolge bietet etwa die französische PSA Direktbank 1,5 Prozent (begrenzt bis Ende Februar) oder die Hamburger Varengold Bank 1,4 Prozent Zinsen an.

Andererseits müssten sich Anleger, die bereits auf die Dienste der Institute vertrauen, sich keine Sorgen machen. „Es besteht derzeit sicherlich noch kein Grund zur Panik, allerdings sollte die Situation genau beobachtet werden“, sagt Erlich. Auch Tenhagen hält die Lage für nicht so beunruhigend, dass man sein Geld sofort abziehen müsste.

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