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Wirtschaft: Europäische Energiebranche im Fusionsfieber

Französische Suez sucht Schutz bei Gaz de France / Italiener verärgert / Eon muss sich auf Bieterkampf bei Endesa einstellen

Düsseldorf - Frankreich macht bei der Verteidigung seiner nationalen Champions ernst: Am Wochenende kündigte Premierminister Dominique de Villepin die Fusion von Gaz de France (GDF) und Suez an. „Die Unabhängigkeit der Energieversorgung unseres Landes ist eine strategische Frage“, sagte de Villepin.

Erst vergangene Woche hatte die italienische Enel angekündigt, ein Übernahmeangebot für Suez in Erwägung zu ziehen. Durch den Zusammenschluss von GDF und Suez entstünde Europas zweitgrößter Energieversorger nach Frankreichs EDF.

In Italien stieß die Nachricht offenbar auf wenig Gegenliebe. Der italienische Industrieminister Claudio Scajola sagte nach der Funsionsankündigung ein für Montag in Paris geplantes Treffen mit seinem französischen Kollegen ab. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte nach dem Vorstoß Enels die französische Regierung aufgefordert, sich in einem Übernahmekampf neutral zu verhalten.

Die GDF gehört zu rund 80 Prozent dem französischen Staat, das Suez-Kapital ist dagegen breit gestreut. Die Verwaltungsräte beider Gesellschaften gaben den Vorständen grünes Licht für die Fusionsverhandlungen. Finanzminister Thierry Breton sagte zum „Journal du Dimanche“, dass Frankreich auf jeden Fall eine Sperrminorität an der fusionierten Gesellschaft behalten werde, also mindestens 34 Prozent. Er widersprach der Einschätzung, dass die Regierung mit der Fusion der italienischen Enel zuvorkommen wolle. „Enel ist nicht der Auslöser gewesen“, sagte Breton. Er begründete den Zusammenschluss mit der derzeit laufenden Konsolidierung des europäischen Energiesektors. „Dabei darf Frankreich nicht den Anschluss verlieren.“ Die Fusion von GDF und Suez stößt indes auf die Ablehnung der größten französischen Gewerkschaft CGT, die die faktische Privatisierung der GDF kritisierte.

Unterdessen droht dem deutschen Energiekonzern Eon bei der geplanten Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa ein milliardenschwerer Bieterkampf. Der spanische Konkurrent Gas Natural wolle die Offerte der Deutschen überbieten, berichtete die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE am Sonntag unter Berufung auf Finanzkreise. Zur Aufstockung seines Angebots wolle Gas Natural seine Verschuldung bis zur Grenze des Erlaubten erhöhen. Das Unternehmen werde pro Endesa-Aktie 27,50 bis 28,00 Euro bieten und damit das Eon-Angebot leicht übertreffen. Die Spanier, die in einer ersten Offerte 21,30 Euro geboten hatte, werden ihr neues Angebot voraussichtlich am Dienstag bekannt geben, hieß es weiter.

Der Düsseldorfer Eon-Konzern hatte je Endesa-Aktie 27,50 Euro geboten und den größten spanischen Stromversorger für insgesamt 29,1 Milliarden Euro übernehmen wollen. Eon würde damit zum größten Energiekonzern der Welt aufsteigen. Die Endesa-Führung hatte sich zuvor gegen einen Verkauf des Unternehmens ausgesprochen und die Aktionäre zur Ablehnung der Offerten von Eon und Gas Natural aufgerufen. „Ich werde mich selbstverständlich keiner Übernahme anschließen“, sagte Endesa-Präsident Manuel Pizarro am Sonnabend auf der Hauptversammlung in Madrid.Die Angebote entsprächen nicht dem Wert des Unternehmens. Endesa bestritt zudem, dass die Eon-Offerte bereits vor Wochen mit dem deutschen Konzern ausgehandelt worden sei. Zwar habe es mehrere Treffen mit dem Eon-Management gegeben, sagte Endesa-Vizepräsident Rafael Miranda. Dabei sei es aber lediglich um die Möglichkeit eines Angebots gegangen. Verhandlungen oder Absprachen über die konkreten Bedingungen oder den Preis habe es nicht gegeben. „Dies haben wir erst erfahren, als die Eon -Offerte am Dienstag publik gemacht wurde.“ Der spanische Industrieminister José Montilla hatte die Madrider Börsenaufsicht (CNMV) aufgefordert zu prüfen, ob es zwischen Endesa und Eon illegale Absprachen gegeben habe. dpa/HB

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