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Wirtschaft: Europäische Zentralbank: Trotz Flaute bleiben Zinsen unverändert

Trotz der ausgeprägten Wachstumsschwäche im Euro-Raum hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen am Donnerstag nicht weiter gesenkt. Damit beträgt der Leitzins in den zwölf Ländern der Währungsunion unverändert 3,75 Prozent.

Trotz der ausgeprägten Wachstumsschwäche im Euro-Raum hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen am Donnerstag nicht weiter gesenkt. Damit beträgt der Leitzins in den zwölf Ländern der Währungsunion unverändert 3,75 Prozent. Um Verunsicherungen nach den Terroranschlägen im Markt zu begegnen, hatte die EZB zuletzt am 17. September - in Abstimmung mit der US-Notenbank - den Zinssatz um einen Prozentpunkt gesenkt. An den Devisenmärkten gab der Euro nach der Entscheidung der EZB leicht nach und pendelte um 90 Cent - auf Vier-Wochen-Tief. Trotz aktueller Stillhalte- Politik der EZB rechnen die meisten Volkswirte Frankfurter Großbanken damit, dass Europas Währungshüter die Geldpolitik in den nächsten Wochen weiter lockern werden. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, erklärte, weitere Zinssenkungen würden "der Verantwortlichkeit, die wir in Europa für uns selbst und für die Welt haben, entsprechen". EZB-Chef Wim Duisenberg hingegen sagte nach der Entscheidung, sei es zu früh, um eine "stabile Einschätzung" der wirtschaftlichen Auswirkungen der Terroranschlägen in den USA zu geben. Eine weitere Zinssenkung würde den Märkten nicht notwendigerweise das benötigte Vertrauen zurückgeben.

Neuen Spielraum dafür erhält die EZB durch die rückläufigen Inflationsraten. So hat sich die Preissteigerung in Deutschland, neben Frankreich das wirtschaftliche Schwergewicht in der Europäischen Währungsunion, im September auf 2,1 Prozent ermäßigt. Das ist der niedrigste Stand seit einem Jahr und der vierte Rückgang in Folge. Eine niedrigere Teuerungsrate war zuletzt mit 1,8 Prozent im August vergangenen Jahres verzeichnet worden. Ausschlaggebend waren die rückläufigen Preise für Heizöl und Kraftstoffe. Dagegen wurden Nahrungsmittel deutlich teurer. Anfang des Jahres waren die Inflationsraten im Euro-Raum infolge der BSE-Krise und höherer Energiepreise deutlich gestiegen. Im Mai erreichte die Teuerung in Deutschland mit 3,5 Prozent den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren. Seither geht die Inflation wieder zurück. Die EZB rechnet damit, dass die Teuerung im nächsten Jahr wieder unter die Marke von zwei Prozent fällt. Das entspricht dann dem selbst gesetzten Stabilitätsziel der EZB. Im Unterschied zur US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die die Wachstumspolitik aktiv unterstützt, ist die EZB in erster Linie der Erhaltung von Preisstabilität verpflichtet.

Bei nachlassenden Preisgefahren aber kann auch die EZB verstärkt auf die konjunkturellen Rahmenbedingungen achten. Angesichts der schlechten Aussichten für die Weltwirtschaft steigt der Erwartungsdruck. Allein innerhalb der Europäischen Union (EU) ist das Wachstum zur Zeit nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat vom Donnerstag so schwach wie seit Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im zweiten Quartal dieses Jahres nur noch um 0,1 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten. So niedrig war der Zuwachs zwischen zwei Quartalen im Euro-Raum zuletzt 1995. Für die gesamte EU finden sich vergleichbar schwache Wachstumsraten sogar erst im Jahr 1993. Im Jahresvergleich stieg das BIP - revidierten Berechnungen zufolge - in den zwölf Euro-Staaten um 1,7 Prozent und in der gesamten EU um 1,8 Prozent.

Auch die Vereinten Nationen sind skeptisch. Nach der revidierten, aktuellen Prognose ist die EU stärker von der Flaute der US-Wirtschaft getroffen als erwartet. Entsprechend wird nur noch mit einem Wachstum von 1,8 Prozent statt bisher 2,7 Prozent gerechnet. Für die Weltwirtschaft werden 1,4 Prozent in Aussicht gestellt. Die Terrorattacken in den USA hätten regelrechte "Schockwellen" in die dümpelnde Wirtschaft geschickt, teilte die UN am Donnerstag mit. Vor drei Monaten lag die Prognose für das globale Wachstum noch bei 2,4 Prozent. Ian Kinniburgh, Chef-Analyst für Wirtschaftspolitik bei den UN, erklärte, ein Prozentpunkt weniger Wachstum - von 2,4 Prozent auf 1,4 Prozent - bedeute einen Verlust von 350 Milliarden Dollar für die Weltwirtschaft.

mo

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