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Wirtschaft: Europäische Zinspolitik: IWF sieht nur eine Wachstumsdelle in Deutschland

Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin zu Zinssenkungen und fordert von den EU-Regierungen weitere Strukturreformen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt und in den Gesundheitssystemen. Angesichts der Verlangsamung des wirtschaftlichen Tempos und der geringeren inflationären Gefahren müsste die EZB "rasch reagieren, wenn die Zeichen der Schwäche deutlicher würden", heißt es im jüngsten "Weltwirtschaftsausblick" des IWF.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin zu Zinssenkungen und fordert von den EU-Regierungen weitere Strukturreformen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt und in den Gesundheitssystemen. Angesichts der Verlangsamung des wirtschaftlichen Tempos und der geringeren inflationären Gefahren müsste die EZB "rasch reagieren, wenn die Zeichen der Schwäche deutlicher würden", heißt es im jüngsten "Weltwirtschaftsausblick" des IWF. Zudem sei eine "ambitioniertere Strukturreform nötig, um das Wachstumspotenzial auszuschöpfen und die Fiskalstabilität auf längere Zeit zu sichern".

Die deutsche Wirtschaft wird nach den Annahmen der IWF-Ökonomen in diesem Jahr mit 1,9 Prozent schwächer als die Europäische Union insgesamt wachsen, wo der IWF vor allem für Frankreich und Großbritannien (jeweils 2,6 Prozent) eine stärkere Dynamik erwartet. Aber die Bundesrepublik hat für das kommende Jahr wieder bessere Aussichten: Nach den Prognosen der IWF-Volkswirtschaftler wird das Wachstum in Deutschland 2002 auf 2,6 Prozent steigen.

Rückschläge waren erwünscht

Die Wachstumsrückschläge in diesem Jahr waren "erwünscht und erwartet", konstatiert der IWF im Weltwirtschaftsausblick, doch "erweist sich der Abwärtstrend als intensiver als früher gedacht". Die Abschwächung sei angesichts der hohen Wachstumsraten von 1999 und der ersten Hälfte 2000 vorauszusehen gewesen. Weil noch erheblicher Raum für politische Korrekturmaßnahmen bleibe, gäbe es "ernsthafte Gründe für die Annahme, dass der Rückschlag nur sehr kurzlebig sein wird".

Für die Weltwirtschaft rechnet der IWF in diesem Jahr mit einer Wachstumsabschwächung von 4,8 auf 3,2 Prozent, im kommenden Jahr aber wieder mit einer stärkeren Dynamik von 3,9 Prozent. Dreh- und Angelpunkt der weltwirtschaftlichen Entwicklung sind die USA. Hier diskutiert der IWF im Weltwirtschaftsausblick die Chancen für eine "weiche" und eine "harte" Landung, wobei die Ökonomen um den Ende Juli ausscheidenden Volkswirtschaftschef Michael Mussa der optimistischeren Prognose zuneigen. Für die USA rechnen sie 2001 mit einem Wachstum von 1,5 Prozent, für 2002 mit 2,5 Prozent.

Keine Erholung in Japan

Die Auswirkungen der globalen Abschwächung seien besonders in jenen Ländern zu beobachten, die enge Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten unterhalten, wie die fortgeschrittenen Länder Asiens, aber auch Kanada und Mexiko. Allerdings rechnen die IWF-Ökonomen jetzt mit einer schwachen Wirtschaftsentwicklung in den USA in den ersten drei Quartalen und mit einer Belebung erst im Schlussquartal. Das Wachstum in Europa bleibe "relativ robust", während die Erholung in Japan nach Meinung des IWF auf 2002 vertagt werden muss. Für Japan setzt der IWF in diesem Jahr auch nur marginales Wachstum von 0,6 Prozent an, im nächsten Jahr sollen es 1,6 Prozent werden. Skeptischer schätzt der IWF auch die Entwicklung in Lateinamerika (Wachstumsabschwächung in diesem Jahr von 4,1 auf 3,7 Prozent) und Asien (von 6,9 auf 5,9 Prozent) ein. Allerdings wird der Abschwung in Asien gebremst von der relativ stabilen Entwicklung in China (7,0 Prozent Wachstum in diesem Jahr) und Indien (5,6 Prozent).

Die globale Abschwächung wirkt sich auch in den Übergangsländern aus. Für Zentral- und Osteuropa erwartet der IWF 2001 gleichwohl ein annähernd stabiles Wachstum von 3,9 Prozent, für Russland aber eine Abschwächung von 7,5 auf 4,0 Prozent.

Die Warenpreise werden wegen der Beruhigung auf dem Ölmarkt in diesem Jahr sogar um 7,7 Prozent zurückgehen und 2002 noch stärker sinken. Die Inflation in den Industriestaaten wird deshalb von 2,3 Prozent im vergangenen Jahr über 2,3 Prozent auf 1,8 Prozent im nächsten Jahr sinken.

zz

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