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Wirtschaft: Europas Antwort auf Boeing (Kommentar)

Vor einigen Jahren sah die Lage in der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie noch ganz anders aus. Ob Franzosen, Briten, Deutsche, Italiener oder Spanier, ob Süd- oder Nordeuropäer - jeder arbeitete mehr oder weniger auf eigene Rechnung.

Vor einigen Jahren sah die Lage in der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie noch ganz anders aus. Ob Franzosen, Briten, Deutsche, Italiener oder Spanier, ob Süd- oder Nordeuropäer - jeder arbeitete mehr oder weniger auf eigene Rechnung. Nachdem die Amerikaner Fakten schufen und vor drei Jahren ihre Vormachtstellung in der Branche mit dem Zusammenschluss von Boeing und dem fest im Militärgeschäft verankerten Flugzeugbauer McDonnell Douglas erneut zur Schau stellten, wachten die Europäer auf. Seither steht die Bündelung der Kräfte in der europäischen Luft- und Raumfahrt auf der Tagesordnung. Insbesondere die DaimlerChrysler-Tochter Dasa suchte nach Kooperationen. Ziel dabei ist und bleibt ein umfassender europäischer Konzern, der sich nicht nur auf die zivile Produktion beschränkt.

Was im Prinzip bereits seit Anfang der siebziger Jahre im südfranzösischen Toulouse bei Airbus im zivilen Flugzeugbau klappt, soll auch im großen Stil, also inklusive der Herstellung von Militärgütern funktionieren. Allerdings auch ohne staatliche Einmischung. Davon ist man zwar noch enfernt. Immerhin aber gelang Dasa-Chef Manfred Bischoff mit viel Ausdauer, Diplomatie, mit sicherem politischen Instinkt, aber auch mit lauten Drohgebärden nun der deutsch-französische Schulterschluss. Ein kleines Kunststück - nachdem Briten wie Franzosen zunächst auf nationale Lösungen setzten und die deutsche Industrie zwischenzeitlich ziemlich alleine stand.

Nun ist die Fusion eine wichtige Etappe in der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie. Denn die Allianz verschafft Deutschen, Franzosen und Spaniern die entscheidende Mehrheit im Airbus-Konsortium. Mit 80 Prozent - die restlichen 20 besitzen die Briten - wird der Umbau der losen Interessengemeinschaft Airbus in eine funktionsfähige private Aktiengesellschaft problemloser gelingen. Darauf kann die Industrie dann aufbauen und sich besser gegenüber der US-Konkurrenz aufstellen. Auch mit den Briten im Verbund - wenn die denn wollen.

Martina Ohm

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