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Wirtschaft: Europas größte Möbelfirma wackelt

11 600 Jobs bei Schieder-Gruppe gefährdet

Düsseldorf - Europas größter Möbelhersteller Schieder bangt um seine Zukunft. Wie ein Firmensprecher am Montag berichtete, liefen die Gespräche mit Kreditgebern über eine weitere Finanzierung „mit Hochdruck“. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte Schieder-Geschäftsführer Franz-Josef Golüke beim Amtsgericht Detmold einen Insolvenzantrag eingereicht. Dieser sei „vorsorglich“ gestellt worden, sagte ein Sprecher, und könnte schon bald zurückgenommen werden. „Die Lage kann sich stündlich ändern“, bemerkte er mit Blick auf die laufenden Verhandlungen mit Investoren. In der Nacht zum Dienstag solle sich entscheiden, ob die Insolvenz noch abzuwenden sei.

Aus Arbeitnehmerkreisen erfuhr das „Handelsblatt“, dass Schieder zwar immer noch in Eigenverwaltung durch den Unternehmensgründer Rolf Demuth geleitet werde, man hinter den Kulissen aber nach einem Insolvenzverwalter suche. Unterdessen sei die Produktion in den ostwestfälischen Werken Steinheim und Schieder-Schwallenberg teilweise eingestellt worden, da Material fehle. In den polnischen Werken der Firmengruppe sei die Lage ähnlich prekär, berichtet der Branchendienst „Möbelnews“.

„Wir hoffen, dass mit Hilfe eines Insolvenzverwalters die 750 Arbeitsplätze in Ostwestfalen gerettet werden“, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Über die genauen Mitarbeiterzahlen herrscht indes Unklarheit. Schieder selbst hatte vor wenigen Monaten noch von deutschlandweit 1500 Mitarbeitern gesprochen. Weltweit beschäftigt der Möbelriese 11 600 Arbeitnehmer, davon 9000 in Polen.

Branchenexperten machen besonders die Entwicklung in Polen für die Misere verantwortlich. „Dort beobachten wir derzeit erhebliche Kostensteigerungen“, sagt Norbert Petersohn, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Herrmann Beratende Ingenieure. Weil Wettbewerber aus Skandinavien und England die gut ausgebildeten polnischen Fachkräfte in großer Zahl abwerben, habe sich das Lohnniveau enorm nach oben bewegt.

Gleichzeitig werde der Hersteller, der mit seinen meist aus Spanplatten gefertigten Möbeln das untere Preissegment bedient, von Produzenten aus China und Malaysia attackiert. „Hinzu kommen deutlich gestiegene Preise im Holzeinkauf“, sagt Petersohn. Rund 60 Prozent ihrer Produktion verkaufen die Ostwestfalen auf dem deutschen Markt.Tsp/HB

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