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Wirtschaft: Europas Kapitalmärkte müssen zusammenrücken

MÜNCHEN (tmh).Der Euro bringt zwar eine Einheitswährung aber zumindest kurzfristig keinen einheitlichen Kapitalmarkt in Europa.

MÜNCHEN (tmh).Der Euro bringt zwar eine Einheitswährung aber zumindest kurzfristig keinen einheitlichen Kapitalmarkt in Europa.Zu diesem Urteil kommt das renommierte Brüsseler Institut Centre of European Policy Studies (CEPS) in einer Studie, deren Ergebnisse von CEPS-Vizedirektor Daniel Gros in München vor Bankexperten veröffentlicht wurden.Als Gründe für seine Skepsis nannte er die Schwäche der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt sowie das Fehlen europaweit einheitlicher Standards bei Börsenaufsicht, Besteuerung, Emissionsverfahren oder Anlegerschutz."Die EZB ist gegenwärtig ein besseres Sekretariat für die nationalen Zentralbank-Gouverneure", habe selbst keinen Kontakt zum Markt und sei streng genommen gar keine Zentralbank, kritisierte Gros.Sie sei personell lediglich in der Lage, die Arbeit der nationalen Zentralbanken zu koordinieren.Während bei der EZB 500 Personen arbeiten, hätten die nationalen Institute rund 50 000 Mitarbeiter.Mit Blick auf mögliche Konflikte zwischen den nationalen Zentralbanken, etwa in Zinsfragen, müsse die EZB ihr Personal aufstocken.Andernfalls könnten die Finanzmärkte Europas - nach den USA weltweit die zweitgrößten - nicht zusammenwachsen, warnte Gros.

Ohne Stärkung der EZB würden europaweit einheitliche Bankenstandards nur schwer und zögerlich kommen.Eine solche Harmonisierung erwartet Gros aufgrund nationaler Egoismen erst in fünf bis zehn Jahren.Derzeit gebe es einen "Dschungel" nationaler Regularien und Steuern, was die Kapitalmärkte auch nach Einführung des Euro teile und Euro-Impulse dämpfe.So plädiert Gros für eine europaweit einheitliche Quellensteuer auf niedrigem Niveau.Im Vergleich zu den USA sei Kapital in Europa gegenwärtig zu niedrig, Arbeit dagegen zu hoch besteuert.

Einheitliche europäische Kapitalmärkte würden auch zu einer "dramatischen" Verringerung der Börsen in Europa führen.Vor allem regionale Börsenplätze dürften verschwinden.Derzeit gebe es in Europa 31 Börsen, in den USA dagegen nur neun, sagte Gros zur Abschätzung des Abschmelzprozesses.Mit zunehmender Elektronisierung des Börsenhandels werde es aber schwerer, ihn auf konkrete Orte zu beziehen.Auf den weltweiten Devisenmärkten wird der Euro nach mit dem Dollar an Bedeutung und Volumen gleichziehen, prophezeite Gros.Das könne zwar bis zu fünf Jahre dauern, so die Studie, werde sich dann aber schlagartig vollziehen.

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